Ganz schön dumm, dass die Deutschen noch immer jene Parteien wählen, mit denen sie in den vergangenen Jahren von einer Krise in die nächste gestolpert sind. Ist der Wille des Volkes also gefährlich? Mit dem knackigen Titel «Zu dumm für die Demokratie» wirbt Mark Schieritz, stellvertretender Ressortleiter Politik beim Wochenblatt Die Zeit, für sein neues Buch, und man möchte ihm glatt zustimmen. «Wir können uns nicht bedingungslos auf das Volk verlassen», heisst es in der Verlagsankündigung. Stimmt doch. Oder?
Natürlich meint Schieritz nicht die Wähler der «Unsere-Demokratie-Parteien», sondern jene, die «extremistischen» Parteien ihre Stimme geben, also in Deutschland der AfD, einer Partei, die sich, so meint jedenfalls der Autor, vulgärdemokratisch auf einen «ursprünglichen Volkswillen» berufe. Der Wählerwille aber «folgt nicht immer den Gesetzen der Logik.» Kurz: «Wer Extremisten wählt, weil die Bahn ausfällt oder im Dorf der Bäcker zumacht, der trägt zur Zerrüttung unserer Gesellschaft und politischen Kultur bei.»
So viel Dummheit aber auch! Oder ist das dumme Volk da draussen etwa auf die irre Idee gekommen, die Bäckerei habe zugemacht, weil die Energiekosten zu hoch sind, und die Bahn falle aus, weil sich die Politik jahrelang nicht um die Pflege der Infrastruktur gekümmert hat?
Ach was. «Manchmal muss man die Demokratie möglicherweise einschränken, um sie zu verteidigen», meint Schieritz. Man kann sich denken, wer sein Buch demnächst zur neuen Bibel erklärt und sich für eine Demokratie ohne Wähler starkmacht.
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