Deutsche Kulturschaffende sind gefühlvolle Menschen, die schon mal mit Blumenstrauss vor dem Kanzleramt auftauchen, um Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ehren. Sie sind auch empfindsam, wenn es darum geht, Literaturgut von allem zu säubern, was jemanden kränken könnte. Das N-Wort oder das Z-Wort – das geht gar nicht! «So vermeidet man potenzielle Verletzungen», meint ein Redakteur des Deutschlandfunks. Genau. Deshalb soll man auch keinen Schwachkopf so nennen.
Der Stachel im Fleisch der Sauberen ist neuerdings X, einst Twitter. Seit Elon Musk Meinungsfreiheit ausgerufen hat, fühlen sich viele Künstler dort nicht mehr wohl. Schliesslich kann bei X nun jeder Schwachkopf ungehindert seine Stimme erheben! Und deshalb verabschiedet sich nun auch die Leipziger Buchmesse von X – obwohl doch Robert Habeck soeben dorthin zurückgekehrt ist.
Denn, schreibt die Buchmesse auf Twitter, auf X: «Die Entwicklungen der Plattform unter Elon Musk stehen im Widerspruch zu unseren Werten. Die gezielte Verbreitung von Fake News und Extremismus sind unvereinbar mit unserer Vision von Demokratie und Meinungsfreiheit.» Werte! Das ist wichtig. Demokratie auch. Und «Meinungsfreiheit»!
Vorsicht! Meinungsfreiheit heisst, dass auch Dumme Dummes sagen dürfen. Und welche Vision von «Demokratie» haben die Buchmenschen genau?
Die Leipziger Buchmesse 2024 jedenfalls startete «mit einem demokratischen Paukenschlag. Alle Gäste der feierlichen Eröffnung am 20. März im Gewandhaus Leipzig hielten gleichzeitig ein Schild mit der Aufschrift ‹Demokratie wählen. Jetzt› hoch. Ein Gänsehautmoment und ein Foto pro Demokratie, das um die Welt ging».
Kleiner Einwand: Wieso Demokratie wählen? Es reicht doch, wenn in einer Demokratie jeder wählen darf, oder?
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