250 linke Aktivisten haben am Samstag in Einsiedeln eine «Demo gegen Rechtsruck» veranstaltet. Der Aufmarsch richtete sich gegen die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, die mit ihrer Frau und zwei Kindern im Klosterdorf wohnt.
Viele Schwyzerinnen und Schwyzer liessen sich die Stimmungsmache gegen die prominente Mitbewohnerin nicht gefallen. Sie forderten die Demonstranten lautstark auf, Einsiedeln wieder zu verlassen. Im Gespräch mit der Weltwoche drückten sie ihr Unverständnis darüber aus, dass Linksextreme hier ihr politisches Süppchen kochen dürfen.
Die Weltwoche wollte heute vom Einsiedler Landschreiber Patrick Schönbächler wissen, was der zuständige Bezirksrat nach der Kundgebung zur Bewilligung sagt. Wird es normal, dass Politiker an ihrem Wohnort mit Hetze gegen ihre Person rechnen müssen?
Der ehemalige SP-Kantonsrat und SP-Regierungsratskandidat rudert zurück. Schönbächler: «Aus heutiger Sicht würde keine Bewilligung mehr erteilt. Im Zeitpunkt der Gesuchseinreichung war sie rechtlich korrekt.» Die Dynamik – sowohl von linker wie von rechter Seite – sei unterschätzt worden und habe im Ausmass überrascht. «Das ist selbstkritisch festzustellen und einzugestehen.» Der Bezirksrat wird auch nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern prüfen sowie wohl auch regeln, wie künftig mit solchen Gesuchen und Situationen umgegangen werden soll. «Die gemachten Erfahrungen schmerzen, und die Lehren werden aus dem Ganzen gezogen», hält Schönbächler fest. Um anzufügen: «Deutsche Politik und Wahlkampf haben in Einsiedeln nichts verloren.»
Was ist von diesem Rückzieher zu halten? Einerseits ist es positiv zu werten, dass die Behörden ihre Fehleinschätzung einräumen. Andererseits ist der Schaden angerichtet. Bleibt zu hoffen, dass das Beispiel von Einsiedeln keine Schule machen wird. Kein Platz für Aktivisten, die Stimmung gegen eine Politikerin und ihre Familie machen wollen.
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