Zur Machtergreifung der Taliban in Afghanistan vor drei Jahren findet die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock geradezu rührende Worte. Als Feministin hat sie natürlich vor allem die Frauen im Blick: «Seit drei Jahren», schreibt sie, «zerstört das menschenverachtende Taliban-Regime jeden Tag die Hoffnung von Millionen afghanischer Frauen und Mädchen auf ein besseres und freieres Leben.» Daraus folgt: «Heute – und jeden Tag – gilt: Wir stehen an der Seite der Frauen, Mädchen und aller von den Taliban bedrohten Menschen in Afghanistan.»
Wo genau also steht man da? Im Ungefähren?
Bislang konnte jeder kommen, ohne oder mit falschen Papieren und auch schon mal ohne afghanische Sprachkenntnisse. «Falscher Pass hin oder her», schrieb ein Beamter aus dem für Visum-Einzelfälle zuständigen Referat 509 an die deutsche Botschaft in Islamabad. Wer diesen Kurs bedenklich fand, wie die Leiterin des Rechts- und Konsularreferats in der deutschen Botschaft in Islamabad, wird kaltgestellt.
Ob sich unter all diesen Eingeladenen auch Frauenquäler oder Messerstecher befinden? Mag sein, tut aber nichts. Denn man kann sie nicht nach Afghanistan abschieben, weil – ja, weil dort die Taliban herrschen. Aber Urlaub dürfen sie dort machen, die afghanischen Schutzsuchenden.
Müssten wir also nicht vor allem die unterdrückten Frauen und Mädchen aufnehmen, für die sich Baerbock so starkmacht?
Nun, 2023 gab es 51.275 Erstanträge auf Asyl aus Afghanistan, darunter fast 40 Prozent von unbegleiteten Minderjährigen – wie alt sie wirklich sind, weiss man natürlich nicht. Und die Zahl der weiblichen Antragsteller: 9445, das sind 18,4 Prozent.
Wovon spricht die Aussenministerin also?
Die Statistik könnte man höchstens dadurch aufbessern, dass sich die afghanischen männlichen Minderjährigen als Frau identifizieren. Aber das wird mit dem dort vorherrschenden Männlichkeitsbild nicht zu machen sein.
Egal: Da ist dann halt Annalenas Fantasie gefragt. Und davon hat sie ja reichlich.
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