In den achtziger und neunziger Jahren im Kanton Aargau, meiner Kinder- und Jugendzeit, war das Töffli ein Ding, wie man heute sagt. Ich durfte zwar keines haben, da war meine Mutter strikt. Aber während der Lehre lieh mir mein Freund T. ab und an sein aufgebrezeltes Piaggio Si, das er in aufwendigen Umbauarbeiten einer Leistungssteigerung sowie einer optischen Aufwertung unterzogen hatte. Das Moped konnte problemlos 60 km/h schnell werden, was es auch als Pendelfahrzeug interessant machte. Und die Gefahr fuhr nicht nur wegen der überhöhten Geschwindigkeit mit, sondern auch, weil einige der Tuning-Teile nicht konform mit der Strassenverkehrsordnung waren, so dass Kontakt mit der Polizei zu vermeiden war.

Zur Konfrontation zwischen Polizisten und «Töffli Buben» auf getunten Mopeds kursierten einige Räuberpistolen, die man sich auf dem Pausenhof mit einer Mischung aus Anerkennung und Furcht erzählte. Die schönste darunter war die Geschichte eines Jungen, der angeblich zwischen Wettingen und Würenlos auf seinem Piaggio ein ziviles Streifenfahrzeug mit über 70 km/h überholt hatte und schliesslich gestellt wurde. Er liess dann auch noch, so wurde es erzählt, das Moped in Panik im Strassengraben zurück und versuchte zu Fuss zu fliehen, was mir schon damals unglaubwürdig erschien.

Die gedankliche Reise zurück in die schöne wilde Töffli-Zeit konnte ich unternehmen, als ich kürzlich für einen kurzen Ausflug ein Yamaha Booster leihen durfte. Das so genannte Pedelec des japanischen Motorrad- und E-Bike-Herstellers erinnert optisch an ein Moped, auch wenn 1990 in Wettingen AG natürlich niemand sein Zweirad in einer Lackierung wie das türkisartige «Aqua» präsentiert hätte. Aber die dicken Pneu mit 20-Zoll-Dimension des Booster, die aufrechte Sitzposition und die Rahmengeometrie mit der auffälligen Optik sind eindeutige Referenzen. Das Booster benötigt ein gelbes Nummernschild und der Yamaha-Elektromotor mit 75 Nm Drehmoment leistet auch über 25 km/h noch Unterstützung. Diese ist in fünf Stufen am TFT-Display einstellbar, die Reichweite soll zwischen 54 und 111 Kilometern liegen – je nachdem, wie viel man sich von der kompakten E-Maschine helfen lässt. Was beim Speed-Pedelec nicht geht, ist wie früher beim Moped einfach die Füsse lässig auf dem Trittbrett abzustellen. Ohne treten, erhält man keine Unterstützung.

Mein Test-Bike ist standartmässig mit einer massiven Federgabel vorne ausgestattet, was den Komfort – zusammen mit der Bereifung – erhöht. Als Option erhältlich ist ein vorderer Korb und zwei seitliche Satteltaschen hinten, was das Neo-Töffli zwar äusserst praktisch macht, es ist mit insgesamt über 36 Kilogramm Gewicht (plus meine über 90 Kilogramm) aber auch ziemlich schwer. Ich sitze zwar bequem und komme gut voran, aber ganz so flott wie das «frisierte» Si meines Freundes T. von damals wirkt der Booster nicht.

 

Yamaha Booster S-Pedelec

Motor/Antrieb: Yamaha PWseries S2, S-Pedelec: Leistung/ max. Drehmoment: 75 Nm; Rahmen: Wabenstruktur Aluminium; Federgabel vorne: 80 mm; Laufrad: Gipiemme 20"; Reifen: Vee Tire eSpeedster 20x4.00; Scheibenbremsen: Promaax DSK-930B 180 mm Ø v/h; Preis: Fr. 2399.–