Zum Ersten, zum Zweiten und zum … – der Spiegel muss nach der Pleite mit einer Story über den inzwischen geschassten Bild-Chefredakteur Julian Reichelt («Vögeln, Fördern, Feuern») laut Gerichtsurteil schon wieder einen Text aus dem Netz nehmen.
Diesmal liess der Comedian Luke Mockridge, gegen den Ermittlungen mangels Tatverdachts eingestellt worden waren, nicht auf sich sitzen, was ihm der Spiegel im Nachhinein unterzujubeln versuchte: dass er gegenüber einer Freundin übergriffig geworden sei.
Man sehe den Mann als «nicht entlastet» an, urteilte das Magazin, nachdem man die Akten gelesen und sich mit drei Damen beschäftigt habe, die sich im Spiegel anonym über angebliche Erlebnisse mit Mockridge ausliessen.
Ausgerechnet der Spiegel.
Relotius schon vergessen? Und Kachelmann?
Als der Spiegel noch der «alte», von Augstein und Aust geprägte war, herrschte dort ein anderer Geist: Da meldeten sich ebenfalls angebliche «Opfer», um Kachelmann an den Pranger zu bringen. Dabei machte der Spiegel nicht mit. Das Richten überliess man der Justiz.
Man muss nicht Mitleid haben mit Julian Reichelt, dass ihm durch den heutigen Spiegel widerfährt, was er selbst einst grossmäulig propagierte: Wenn die Justiz ihren Job nicht erledige und Sextäter nicht unschädlich mache, dann müssten eben die Medien die Sache in die Hand nehmen, sprich die Person vernichten.
Nun liegt Reichelt am Boden, Comedian Mockridge befindet sich in der Psychiatrie. Gerichtet nicht von der Justiz, sondern (vor)verurteilt von einem Nachrichtenmagazin.
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