Verstörende Szene in Genf im Menschenrechtsrat der Uno. Es geht um das Schicksal von Ariel und Kfir Bibas, den zwei Kleinkindern, die von der Hamas entführt wurden und in Geiselhaft gestorben sind.
Es spricht Anne Bayefsky, Direktorin des Touro Institute on Human Rights and the Holocaust. Sie beginnt mit den Worten «Die Welt weiss jetzt, dass palästinensische Wilde das neun Monate alte Baby Kfir ermordet haben…». Dann wird sie abrupt unterbrochen.
Der Mann, der ihr ins Wort fällt heisst Jürg Lauber, Schweizer Diplomat. Er hat derzeit den Vorsitz im Uno-Menschenrechtsrats inne.
«Entschuldigung, ich muss unterbrechen», sag Lauber und beanstandet die «Sprache». Sie entspreche nicht der minimalen «Würde» und entbehre der gebührenden «Toleranz», welche in dem Rat gefordert seien. Dann lässt er die auf Video aufgenommene Aussage Bayefskys weiterlaufen.
Doch bloss für paar Sekunden. Dann schaltet Lauber den Videobeitrag der Holocaust-Expertin ganz ab.
«Die Sprache, die die Sprecherin verwendet, kann nicht toleriert werden», so der Schweizer Diplomat. Und er fügt hinzu, dass sie «eindeutig die Grenzen der Toleranz und des Respekts überschreitet».
Toleranz? Respekt? Die Radikalzensur des Schweizer Diplomaten ist, gelinde formuliert, verstörend.
Bayefsky thematisierte den an Grausamkeit kaum zu überbietenden Umgang der Hamas mit Kindergeiseln. Gemäss israelischen Forensikern, die die sterblichen Überreste der am 7. Oktober 2023 entführten Gebrüder untersuchten, wurden sie brutal erwürgt. Ihre Gebeine wurden in einer zynischen Show an die Israeli übergeben.
Der Schweizer Diplomat, der im Uno-Palais als Präsident mit sonderbarer Manier amtet, irritiert auch mit seiner Aufmachung.
Lauber trug bei der betreffenden Sitzung eine Art «Sennechuteli» – ein Schweizer Trachtenhemd, bestickt mit Enzian und Alpenblumen.
Was Lauber mit einer solche Kleidung im Uno-Menschenrechtsrat bewirken will, ist bislang unbekannt. Er bringt damit die Schweiz auch ästhetisch in unrühmliche Verbindung mit seinem fragwürdigen Prozedere.
Nach Einschätzung Laubers offenbar komplett «angemessen» und innerhalb der «Grenzen der Toleranz und des Respekts» waren Anschuldigungen gegen Israel. So beschuldigte Katar Israel ein «Folterer» zu sein, «kollektive Bestrafung» anzuwenden und zu versuchen, «das Judentum» im Westjordanland und im Gazastreifen aufzuzwingen.
Solcherlei liess Lauber schweigend gewähren. Mehrere Redner durften Israel auch beschuldigen, einen Völkermord zu begehen, ebenfalls ohne, dass Lauber Einwände erhob.
«Das ist eine totale Farce. Es gibt keine Redefreiheit bei der Uno für jede NGO, die den Antisemitismus der Uno anprangert. Das ist keine harmlose Zensur. Dies ist ein Krieg, den die Uno gegen Juden, gegen Amerikaner und gegen die freie Meinungsäußerung erklärt hat», sagte Bayefsky gegenüber Fox News Digital, welche den Zensurfall im Menschenrechtsrat publik machte.
Bayefsky vermutet, dass Laubers Zensur noch einen weiteren Grund hatte.
«Was die Uno-Beamten wussten und das Publikum nicht, war, dass ich in meiner Erklärung die Rechenschaftspflicht für den Hohen Kommissar Türk selbst forderte – einen der Hauptverantwortlichen für den palästinensischen Terrorismus und Antisemitismus auf globaler Ebene», sagte Bayefsky gegenüber Fox News Digital.
In einer Abschrift des zensurierten Videos, die Fox News Digital zur Verfügung gestellt wurde, bezeichnet Bayefsky Türk als «Hochkommissar für menschliches Unrecht» und sagt, er habe «das Blut unschuldiger Juden an seinen Händen».
Kritiker, darunter Bayefsky, haben Türk für eine Erklärung vom 7. Oktober 2023 kritisiert, in der er die Angriffe der Hamas mit Israels Reaktion gleichsetzte. In der Erklärung sagte Türk, er sei «schockiert und entsetzt» über die gewalttätigen Angriffe, bevor er Israel verurteilte.
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