Erneut schlechte Noten für die Schweizer Schule. In zwei von drei getesteten Pisa-Disziplinen schnitten die Schweizer Schüler schlechter ab als bei der letzten Durchführung. Besonders brisant: Jeder vierte Schulabsolvent in der Schweiz kann nach neun Schuljahren nicht richtig und verständig lesen.
In ihrer gewohnten Neigung zu selektiver Wahrnehmung nannten Bildungsexperten bereits im Vorfeld in der NZZ am Sonntag die Ursachen für den antizipierten Leistungsrückgang. So seien Migration, abnehmende Lesefreude, elektronische Geräte sowie der Defätismus der Schüler schuld an der Bildungsmisere.
Völlig unschuldig an diesen mittlerweile ritualisierten «Pisa-Schocks» sei wiederum die Bildungspolitik. Die Integrative Schule, Niveau- und Altersdurchmischung, zwei Fremdsprachen in der Primarschule und «Kompetenz»- statt Inhaltsorientierung werden mit keiner Silbe erwähnt.
Auch über die (ebenfalls mehr politischen als wissenschaftlichen) Konzepte der Pädagogischen Hochschulen sowie die Lehrer, die diese täglich unhinterfragt umsetzen, schweigt man eisern.
Dabei trägt die bewusste, ja vorsätzliche Vernachlässigung von Lesen und Schreiben bei gleichzeitiger Überhöhung diffuser «überfachlicher Kompetenzen» rund um «Kooperationsfähigkeit», «Geschlechterrollen» und «Umgang mit Vielfalt» wesentlich zu den jährlichen Leistungseinbussen bei.
Die (Selbst-)Degradierung des Lehrers zum seelenlosen «Lernbegleiter», der sich hinter dem leeren Versprechen des «selbstorganisierten Lernens» versteckt, versinnbildlicht und komplettiert den Zerfall der Schweizer Schule.
Dass hiesige Bildungserklärer und -verklärer diese Missstände nicht einsehen wollen, erstaunt wenig. Sie haben sie zu verantworten.
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