Wenn Mütter sich so kleiden wie ihre Töchter, um zu zeigen, wie jugendlich sie doch seien, ist das ähnlich peinlich wie ein Robert Habeck, der am Mittwochabend in Stefan Raabs Show «Du gewinnst hier nicht die Million» zu betrachten war. Während linksgrüne Medien den Auftritt des deutschen Noch-Vizekanzlers zu einem «Glücksgriff» hochjubeln, ist viel dringender zu fragen: Musste das sein?
Müssen Politiker auch noch ein Publikum belästigen, das nach Feierabend einfach unterhalten werden will?
Andererseits: Unterhaltung war das nicht. Stattdessen schmuggelte RTL 45 Minuten lang grüne Wahlwerbung ins Programm.
Von Anfang an schien der Grünen-Kanzlerkandidat den Lässigen geben zu wollen, einen, der die lockeren Sprüche nur so rausschüttelt und gar nicht oft genug «krass» und «cool» sagen kann.
Kurzum: ein einziges krampfiges Angebiedere.
Allein: Wahrscheinlich glaubt der deutsche Noch-Vizekanzler tatsächlich, man kennt ja seine Überheblichkeit, dass er unfassbar witzig sei und eigentlich der viel bessere Showmaster.
Der sonst schlagfertig-bissige Raab hätte ihn mühelos auflassen lassen können. Doch der altbekannte Moderator schmiss sich regelrecht ins Zeug, um über Habecks lahme Kommentare zu lachen, fasste ihn jovial an den Oberarm, gab sich kumpelig. Und spendierte ihm überdies einen eigens komponierten Wahlwerbespot mit dem Lied «Habeck – Green as Fuck».
Eine eindeutige Liebeserklärung an die Grünen. Zum Vergleich: Es wurde auch ein Video gezeigt, in dem Raab eine FDP-Wahlkampfveranstaltung besucht, auf der Demonstranten «Halt die Fresse, Lindner» skandierten – Raab selbst ging auf Christian Lindner zu und rülpste ihm ins Gesicht. Der Wahlwerbespot, der ihm gewidmet ist, enthält die Liedzeile: «Christian Lindner ist ne Lusche, doch das ist mir scheißegal, ich wähl die Pfeife trotzdem – zum allerletzten Mal.»
Im dritten Wahlwerbespot hiess es dann: «SPD – nicht so scheisse, wie ihr meint.» Der Entertainer versprach, in der nächsten Woche für die CDU werben zu wollen.
Und wann eigentlich für die zweitstärkste Partei, für die AfD? Darüber kein Wort.
Stattdessen setzte sich Barbara Schöneberger neben Habeck, rieb mit der Spitze ihres High Heels über Habecks Schuh und flötete: «Gewisse Sympathien kann man nicht unterdrücken.»
Eine «Gratulation» an Raab geht raus, angelehnt an ein abgewandeltes «Faust»-Zitat: «Stefan! Mir graut’s vor dir.»
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