Frisst die Revolution ihre eigenen Kinder doch nicht? Im September wurde Jann Wenner aus dem Vorstand der Rock and Roll Hall of Fame gekippt, die er selber mitgegründet hatte. Jetzt will ihn Bob Dylan zurück.
Wenner, 77, Miterfinder und früherer Spiritus Rector des Rolling Stone-Magazins, einst eine Bibel des politisch Nichtkorrekten, begab sich im Frühherbst auf verbalen Schleuderkurs. In seinem neuen Buch «The Masters», in dem er ein paar seiner Interviews mit Rockstars nachdruckte, hatte er geschrieben, dass schwarze und weibliche Musiker «nicht in seinem Zeitgeist gewesen wären».
Auf Nachfrage der New York Times, weshalb er dies tat und weshalb er sich in seinem Buch für sieben weisse Männer entschieden hatte, sagte Wenner: «Keine von ihnen war auf dieser intellektuellen Ebene wortgewandt genug» (Frauen). «Sie haben sich einfach nicht auf diesem Niveau artikuliert» (die schwarzen Musiker Marvin Gaye und Curtis Mayfield). Und Hippie-Ikone Joni Mitchell nannte er «keine Philosophin des Rock ’n’ Roll». Das war zu viel Unliebsames für die mittlerweile nicht mehr ganz so rebellische Führungsriege der Rock and Roll Hall of Fame: Jann Wenner musste gehen.
Nun zieht aber der Singer-Songwriter-Held Bob Dylan, Literaturnobelpreisträger von 2016, für Wenner in die Schlacht. Normalerweise schweigt Dylan an seinen Konzerten, wenn er nicht singt, doch am Donnerstag sagte der 82-Jährige bei einem Auftritt im New Yorker Beacon Theatre, er wolle «Jann Wenner, der anwesend ist, hallo sagen […] Jann Wenner, sicher hat jeder schon von ihm gehört. Jedenfalls wurde er gerade aus der Rock and Roll Hall of Fame rausgeschmissen, und wir finden das nicht richtig; wir versuchen ihn wieder reinzukriegen.» Es wird interessant sein, zu sehen, wie viel Einfluss Dylans Wort wirklich hat.
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