Edward Berger hatte den richtigen Riecher. Der Weltwoche sagte der österreichisch-schweizerische Regisseur vor Wochenfrist, dass «Anora» den Oscar für den besten Film gewinnen würde. Berger hatte recht. Sein eigener Film «Conclave», der ebenfalls nominiert war, erhielt immerhin eine Auszeichnung für das beste adaptierte Drehbuch.
«Anora», der Stripperinnenfilm von Sean Baker, war denn auch der grosse Abräumer der 97. Oscarverleihungen von vergangener Nacht. Baker selber erhielt sage und schreibe vier Oscars (bester Film, beste Regie, bestes Originaldrehbuch, bester Schnitt). Zudem ging die Trophäe für die beste Schauspielerin an «Anora»-Hauptdarstellerin Mikey Madison und nicht, wie erwartet, an Demi Moore («The Substance»).
Die wichtigsten weiteren Auszeichnungen: Der beste Hauptdarsteller heisst Adrien Brody («The Brutalist»), es ist nach «The Pianist» (2002 von Roman Polanski) bereits sein zweiter Oscar. Beste Nebendarsteller: «Kevin»-Bruder Kieran Culkin («A Real Pain») und Zoe Saldana («Emilia Pérez»). Der Oscar für den besten internationalen Film ging an «I’m Still Here» des brasilianischen Regiemeisters Walter Salles, der schon mit dem von Arthur Cohn produzierten Film «Central Station» (1998) nominiert war.
Eine Entscheidung war an diesem Abend politisch: Der Anti-Israel-Film «No Other Land» erhielt die Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm. Die palästinensisch-norwegische Produktion hatte wegen ihres pro-palästinensischen Inhalts vor einem Jahr an der Berlinale für rote Köpfe gesorgt.
Late-Night-Legende Conan O’Brien führte spritzig durch die Nacht in Hollywood. Der Überraschungsgast des Abends hiess Mick Jagger. Das Rolling-Stones-Urgestein präsentierte den Oscar für den besten Song. Es gewann «El Mal» («Emilia Pérez»).
Der in der Kategorie «Bestes Drehbuch» nominierte Film «September 5» des Schweizers Tim Fehlbaum ging leer aus. Der Name Trump fiel an diesem Abend kein einziges Mal.
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