In der vergangenen Woche attackierten die Medien Die Zeit und Der Spiegel den Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner.
Die Zeit berief sich auf interne Dokumente sowie private SMS aus Döpfners Umfeld. Der Axel-Springer-Vorstandsvorsitzende entschuldigte sich darauf unter anderem für seine Äusserungen über Ostdeutsche («Die Ossis werden nie Demokraten»).
Da auch Döpfners Nachrichten aus der Phase der Entlassung des Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt ans Licht kamen, kochte der Fall Reichelt erneut hoch.
Der Fall geht also in eine neue Runde, nachdem der Ex-Bild-Chef 2021 nach Berichten und einem Compliance-Verfahren wegen angeblichen Fehlverhaltens gegenüber Mitarbeiterinnen entlassen wurde.
Reichelt beteuert bis heute seine Unschuld, die weiter vermutet werden muss.
Laut der Pressemitteilung von Reichelts Anwalt verfügt sein Mandant «bis heute über kein einziges Schriftstück dieser Compliance-Untersuchung, selbst das Protokoll seiner Befragung […] wird ihm versagt».
In eigener Sache: Es kann nun bewiesen werden, dass die Hauptzeugin im gegen mich gerichteten Compliance-Verfahren umfangreich gelogen und Sachverhalte frei erfunden hat. Dazu hier meine Pressemitteilung. pic.twitter.com/zdoWkHpBpj
— Julian Reichelt (@jreichelt) April 17, 2023
Dies bedeutete, dass Reichelt über Teile der gegen ihn erhobenen Vorwürfe bis heute nicht informiert worden wäre und sich dementsprechend nicht angemessen verteidigen kann.
Noch skurriler ist der Hinweis, dass der Hauptvorwurf des sex on demand völlig in sich zusammenfalle, weil «sich die Behauptungen dieser Mitarbeiterin als frei erfunden und damit als unwahr erweisen». Dies belegten dem Anwalt vorliegende Chatverläufe.
Nun kennt die breite Öffentlichkeit diese Chatverläufe noch nicht.
Sollte das Team Reichelt mit diesem Ass lediglich pokern, wäre das ein gewagter Schachzug im Fall, der so viel Medienpräsenz hat wie kaum eine andere #MeToo-Affäre in der deutschen Medienlandschaft.
Sollte es sich bewahrheiten, dass die Dame belastende Unwahrheiten über ihren Ex-Chef gemacht und ihm damit den grösstmöglichen Reputationsschaden zugefügt hat, dann verfehlt der Feminismus einmal mehr sein Ziel.
Gleichberechtigung erreicht man nicht mit falschen Vorwürfen. Im Gegenteil.
Man versperrt damit den Weg für kompetente Frauen, die nicht auf solche Spielchen setzen, um im Leben voranzukommen.
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