Der natürliche Feind der Toleranz ist die Arroganz. So kommt es, dass auch Menschen, die sich als grossherzig und weltläufig verstehen, schnell mit blasierter Herablassung und aggressivem Dünkel auf abweichende Meinungen reagieren.
Beispiele für dieses Verhalten sind zahlreich. Täglich etwa entrüstet sich ein Grossteil der etablierten Medien über den Erfolg der AfD. Was im Grunde von bodenloser Impertinenz ist. Denn die AfD wurde weder vom Leibhaftigen gesandt noch von einer bösen Fee ins deutsche Parteiparadies gezaubert. Die AfD wurde gewählt. In freien Wahlen. Von freien Bürgern.
Doch wenn der Bürger, dessen Freiheit man gestern noch verteidigte, plötzlich nicht mehr so will, wie man selber möchte, ist es chnell vorbei mit der Grosszügigkeit. Dann werden die üblichen Diskriminierungs-Strategien aus der Schublade geholt. Dann gilt der politische Souverän schnell als ressentimentgeladen, egoistisch, kurzsichtig oder provinziell.
So wie etwa gestern, als eine Insa-Umfrage veröffentlicht wurde, nach der 46 Prozent der Deutschen von der nächsten Bundesregierung das Einstellen der Ukraine-Unterstützung fordern. Das umgehende Verdikt der Medien: empathielos, eigensüchtig und, wie gesagt: provinziell.
Abgesehen davon, dass der Wunsch nach Ende des Sterbens nicht empathielos ist. Was an dieser Meinung ist provinziell?
Und: Was wäre daran so schlimm?
Vielleicht hat der Mensch in der Provinz noch den klaren Blick auf die Dinge, den man in der Hauptstadtblase schnell verliert. Vielleicht hat man in der Provinz noch eine natürliche Urteilsfähigkeit. Vielleicht auch hat man sich in der Provinz einen Sinn für pragmatischen Realismus bewahrt. Verachtet nicht die Provinz!
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