Donald Trump hat die militärische Unterstützung für Kiew vorerst eingestellt. Nicht wenige Beobachter des Ukraine-Kriegs in unseren Breitengraden sind ausser sich vor Wut.
Marcus Keupp, Dozent an der Militärakademie der ETH Zürich und Mitarbeiter des VBS, weiss: «Trump ist Russlands nützlichster Idiot.» Für den Entscheid des US-Präsidenten fehlt dem deutschen Akademiker jegliches Verständnis.
Was Trump derzeit tue, könne nicht einmal «ein pro-russischer KGB-Agent besser machen», sagte Keupp am Dienstag im Interview mit Radio SRF, wo er über die jüngsten Entwicklungen des Ukraine-Krieges nach dem Trump-Selenskyj-Eklat sprach.
Erstmals scheint sich der ETH-Dozent offenbar grosse Sorgen um die Zukunft der Ukraine zu machen. Noch 2022 war er sich sicher, dass Russland den Krieg bis im Herbst 2023 verloren haben würde. Putins Armee sah er mehrfach kurz vor dem Aus. Ganz anders seine heutige Einschätzung.
Sollte die US-Regierung nun Kiew längerfristig im Stich lassen, rechnet Keupp mit dem Schlimmsten. «Wenn man nicht aufpasst, kollabiert die Ukraine.»
Was in einem solchen Fall geschehen könnte? Auch das weiss Keupp schon: «Dann schiebt sich Russland vor bis nach Polen.» In dem Moment sei auch ein Angriff auf Paris oder Bern nicht mehr weit. «Was steht dann zwischen Polen und Frankreich? Nicht mehr viel. Das gilt auch für die Schweiz.»
Keupp beobachtet beim US-Präsidenten «intellektuelle Defizite». Trump sei nicht in der Lage, abzuschätzen, was er tue. Der US-Präsident merke nicht, dass er seine «eigene Position» sabotiere. «Die russischen Propagandisten können ihr Glück kaum fassen.» Was Trump in Washington tue, sei im Interesse Moskaus.
Grossen Respekt bringt Keupp dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow entgegen. Über dessen Auftritt bei den Verhandlungen in Saudi-Arabien äusserte sich der ETH-Akademiker jüngst in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen voller Ehrfurcht. Keupp zufolge «frass» Lawrow «die amerikanischen Low-Profile-Vertreter zum Frühstück».
Solche Aussagen aus dem Munde des ETH-Dozenten erstaunen. Hat doch gerade Keupp wie nur wenige andere Beobachter des Krieges in der Ukraine bisher die Fähigkeiten der russischen Spitze regelmässig kleingeredet.
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