Nun weiss ich, dass diese Idee einen Proteststurm erzeugen wird. Dennoch ist es an der Zeit, darüber nachzudenken. Gesucht wird ein Schweizer Elon Musk.
Die Schweiz lobt sich, mit ihrer direkten Demokratie eines der freiesten Länder dieser Welt zu sein. Ich bin mir darüber längst nicht mehr so sicher. Der Föderalismus hat, wie alle zur Kontrolle ihrer Bürger erschaffenen Systeme, neben der löblichen Tatsache, einen alles diktierenden Zentralstaat zu verhindern, auch eine sehr negative Seite. Er fördert den Auswuchs der Bürokratie noch mehr. Der Zentralstaat hat eine riesige Behörde, der föderale Staat wie die Schweiz hat die staatliche Behörde in Bern, die kantonale Behörde und dann noch die letzte Behörde in den vielen, vielen Gemeinden. Wer dann unbedingt noch eine vierte Behörde zur Überwachung von immer mehr Einschränkungen der persönlichen Freiheit will, der ist schliesslich noch für den Anschluss an die EU mit ihrer Monsterbürokratie.
Eine, und nicht die harmloseste, Qualität der Bürokratie ist es, dafür zu sorgen, sich selber am Leben erhalten zu müssen, zu wollen, also ihre Macht ständig auszubauen. Dies tut sie mit einer recht simplen Methode. Sie schafft ständig neue Bestimmungen, Gesetze, deren Anwendung sie dann überwachen muss. In der Praxis benötigt sie dafür immer mehr Personal, immer mehr Steuergelder auch für immer mehr Raum, den die immer mehr Bürokraten zur Arbeit brauchen. Dies hat in der Schweiz zur bedenklichen Tatsache geführt, dass Beamtenlöhne heute höher sind als in der Privatwirtschaft, weil der Markt für die Bürokratie fast unendlich geworden ist.
Natürlich ist in einem föderalen Staat wie der Schweiz die Überwachung der Bürger sehr kleinmaschig. Und damit wird die individuelle Freiheit der einzelnen Menschen immer kleiner. Am Ende überwacht jeder Bürger den andern, der Neid tut seine Pflicht, eine typisch schweizerische Wesensart ist gepflegt.
Elon Musk hat in Amerika die Aufgabe, die Bürokratie zu stutzen. Als qualifizierter Vertreter der digitalen Generation ist er sicher, mit den richtigen Computer-Programmen, mit Algorithmen geschriebener Software, zwei Drittel der Bürokratie in Washington überflüssig zu machen. Dies ist technisch keine besonders schwierige Aufgabe, stösst allerdings auf grossen bürokratischen Widerstand.
Die modernen Computer werden immer schneller, ihre «Gehirne», die Chips, immer potenter. Sie sind heute so mächtig, dass sie daran arbeiten können, die eigene Kapazität dazu zu benutzen, sich selber zu belehren. Dieser Vorgang wird mit dem neuesten Kürzel AI oder KI benannt: Artificial Intelligence oder künstliche Intelligenz.
Was früher immer mehr Menschen ausrechnen und in Formularen ausfüllen mussten, um in der Praxis die Kontrolle behalten zu können, erledigt heute im Prinzip ein mittelschneller Laptop. Nicht auszudenken, wie schnell die nächsten noch viel schnelleren Rechner, die Quantencomputer, sein werden.
In Anbetracht dieser beiden Tatsachen, des natürlichen, allerdings krebsartigen Wachstumswahns der Bürokratie sowie der Entwicklung der künstlichen Intelligenz – der arabische Wissenschafter al-Chwarizmi fand bereits vor 1200 Jahren heraus, dass jede grosse Aufgabe in einer endlichen Anzahl von kleinen Schritten zu erledigen ist, eben in einem Algorithmus –, denke ich, dass es berechtigt sein muss, jetzt einen Schweizer Elon Musk zu suchen.
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