Mein Lichtblick der letzten Tage war ein grosses Stück in der New York Times am 19. Mai 2022.
Thema: Wir müssen über Frieden und Verhandlungen reden.
Nur wenige Wochen nach dem offenen Brief von Alice Schwarzer – den ich mitunterzeichnet hatte – wurde in Amerikas wichtigster Zeitung thematisiert, wofür ich fertiggemacht wurde.
Meine Erkenntnis: Wer zu früh mit dem richtigen Argument kommt, wird abgestraft.
Immerhin beobachte ich inzwischen eine eher deeskalierende Sprache in den Medien zum Ukraine-Krieg – zum Glück.
In der Neuen Zürcher Zeitung erschien nun ein Leitartikel unter dem Titel «Wie Medien die Lage der Ukraine schönschreiben». Er handelt vom «Wunschdenken», die Ukraine könne diesen Krieg gewinnen.
«Wer nüchtern auf die Kriegslage zu blicken versucht, macht sich unter Umständen schon verdächtig», heisst es. Als würden damit westliche Werte oder der ukrainische Abwehrwille verraten.
Fazit: «Dass dieser Krieg ohne Gebietsabtretung an Russland enden könnte, ist schwer vorstellbar. So wenig man sich dieses Szenario wünscht.»
Auch wenn ich meine, die Ostukraine, der Donbass und Luhansk, müssten als autonome Regionen gesehen werden, im Zweifel mit dem Angebot eines Referendums über ihre territoriale Zugehörigkeit, wie es ja auch für einige Regionen in Westeuropa auf der politischen Tagesordnung steht: Kann es sein, dass sich langsam, aber sicher Vernunft doch durchsetzt?
Ulrike Guérot ist Professorin für Europapolitik an der Universität Bonn. Zuletzt erschien ihr Buch «Wer schweigt, stimmt zu. Über den Zustand unserer Zeit und darüber, wie wir leben wollen» (Westend-Verlag).
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