Alice Weidel arbeitet nicht als Animateurin im Robinson Club. Die AfD-Kanzlerkandidatin ist auch nicht Motivationscoach Jürgen Höller. Insofern ist sie mitnichten verpflichtet, 24/7 eine Tschakka-Tschakka-Energie an den Tag zu legen. Trotzdem, waren denn nicht ihre Sneaker – übrigens von einer Schweizer Marke stammend – so etwas wie ein Versprechen, sich zumindest dynamisch zu präsentieren?
Waren sie wohl nicht. Im ARD-Talk «Caren Miosga» sass Weidel so steif da wie eine Biologielehrerin, die Aufklärungsunterricht machen muss, aber nicht will. Weder in Mimik noch Gestik lag auch nur ein My Aufbruchstimmung, die dieses kraftlose, von rot-grün heruntergewirtschaftete Deutschland dringend bräuchte. Vielmehr schien Weidel selbst dieses kraftlose Deutschland zu repräsentieren.
Manchen Fragen wich sie aus, besonders beim Thema Schuldkult, andere konterte sie mit «Das versteht nicht jeder». Ein bisschen Snob, ein bisschen Teenager, ein bisschen Oberlehrerin. Immer aber: humorbefreit.
Wen nur sollte dieser freudlose Auftritt überzeugen?
Gewiss, es macht null Spass, von einer kompetenzbefreiten, ideologisch verblendeten Moderatorin erwartbar in die Mangel genommen zu werden. Aber muss man deshalb konstant in die Kaltschneidigkeit eines Fräulein Rottenmeier verfallen? Nicht nur Heidi entwickelt da Fluchtreflexe.
Weidel-Fans haben sich indes einzig auf Miosgas Tribunalstil eingeschossen. Wer aber der Heiligsprechung widersteht, wird eingestehen müssen, dass die AfD-Chefin auch politisch nicht über das Wasser laufen kann. Allein: An den Sneakers dürfte es wohl nicht gelegen haben.
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