Das Unvorstellbare ist eingetroffen: In der Ukraine herrscht Krieg. Heute Morgen erreichte mich eine Whatsapp-Nachricht meiner Cousine Olga aus Sumy – acht Kilometer von der russischen Grenze entfernt - mit den Worten: «Bei uns ist Krieg.»
Daraufhin habe ich Olga angerufen. Sie sass zusammen mit ihren Kindern und anderen Zivilisten in einem Bus, der sie so weit wie möglich von der russischen Grenze wegbringen soll – wohin, weiss aber niemand; nur weg von den Schüssen und den einrollenden russischen Panzern. Ins Landesinnere. Lange konnten wir nicht sprechen. Olga weiss nicht, wann sie den Handy-Akku das nächste Mal aufladen kann.
Am Morgen sei eine Ankündigung eingegangen, dass die Schulen geschlossen seien und man die Kinder auf keinen Fall aus dem Haus schicken solle.
Eine Rede des russischen Präsidenten Putin – mit dem Inhalt, dass er militärische Objekte in der Ukraine vernichten wolle – hatte im Land Panik ausgelöst. Die Menschen verlassen ihre Häuser und nehmen nur das Nötigste mit. Vor den Tankstellen bilden sich lange Warteschlangen.
Und ich sitze in der Schweiz – und fühle mich völlig ohnmächtig. Es fällt mir echt schwer, diese Worte zu Papier zu bringen. Menschen, mit denen ich aufgewachsen und auch nach meinem Wegzug immer im engen Kontakt geblieben bin, sehen sich mit einer schrecklichen Situation konfrontiert, die wir sonst nur aus Filmen oder aus den Nachrichten von weit entfernten Ländern kennen.
Doch heute ist der Krieg in Europa angekommen. Und ich verstehe nicht, weshalb. Denn letztlich gibt es zwischen der Ukraine und Russland weder ethnische, kulturelle noch religiöse Unterschieden. Eigentlich sind wir ein und dasselbe Volk.
Aber dieser Krieg ist politisch konstruiert – nur politisch. Quasi auf dem Reissbrett zweier vermeintlicher Supermächte. Und das macht mich rat- und sprachlos – und sehr, sehr traurig.
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