Weil Liebe so viel Unheil anrichten kann, ist Eros, die Personifikation der Liebe, einer der einflussreichsten Götter der griechischen Mythologie. Als Sohn von Aphrodite, der Göttin der Liebe und Schönheit, und Ares, dem ungestümen Kriegsgott, vereint Eros sowohl die bezaubernden als auch die zerstörerischen Aspekte seiner berühmten Eltern.
Um dieses stets schwelende Konfliktpotenzial nicht zu befeuern, gehen Herr und Frau Schweizer grossmehrheitlich Partnerschaften innerhalb der eigenen politischen Ausrichtung ein. Laut einer Sotomo-Umfrage suchen sich insbesondere Wähler der Polparteien gleichgesinnte Partner. Bei den SVP-nahen Befragten waren dies 69 Prozent und bei SP- und Grünen-Wählern sogar 74 Prozent. Bei den ideologisch beweglicheren Mitte-Parteien liebt etwas weniger als jeder Zweite einen Gleichgesinnten.
Der Grund für diese verhärteten Fronten dürfte in der Ausweitung der politischen Sphäre liegen. Während sich Politik früher hauptsächlich um institutionelle Fragen drehte, wurden in jüngster Zeit immer mehr private und individuelle Herausforderungen politisiert und damit zu gesamtgesellschaftlichen Problemen ausgeweitet. Politisch sind nicht mehr nur AHV, Armee, Bildung, Schwimmbäder etc., sondern neu auch Sprachgebrauch, Fleischkonsum, Impfungen, Indianerkostüme, Unisextoiletten, Pronomen, erfundene Geschlechter und die persönliche Befindlichkeit einzelner Akademikerkinder.
Diese Personalisierung der Politik, die nicht nur in der Beziehung, sondern auch in der Familie und im Freundeskreis für viel Spannung sorgen kann, hängt stark mit dem Bevölkerungswachstum zusammen. Je weniger Platz vorhanden ist, desto grösser ist der Konkurrenzkampf um begrenzte Ressourcen und umso folgenschwerer sind politische Entscheide und Änderungen. Zudem sorgt die hohe Bevölkerungsdichte, verstärkt durch die Vernetzung durch soziale Medien, für viel Begegnungs- und folglich Konfliktpotenzial.
Dadurch, dass die Politik in Ess-, Bade- und Schlafzimmer geholt wurde, hat sie eine Banalisierung erfahren, die zwangsläufig entsteht, wenn Distanz zu einer Sache fehlt. Das Zivilreligiöse, das der Schweizer Politik durch direkte Demokratie, Föderalismus und Milizwesen anhaftete, geht somit mehr und mehr verloren.
Geben wir also wieder der Politik, was der Politik ist, und dem Privaten, was des Privaten ist.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.