Der junge Comedian Nikolai Binner ist der wohl unkorrekteste deutsche Komiker.
Regelmässig macht er sich lustig über die absurden Auswüchse der Woke-Culture, über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, über die Irrungen und Wirrungen der Corona-Politik, über den Umgang mit Andersdenkenden oder Identitätspolitik ganz generell.
Ähnlich wie der US-Komiker Dave Chapelle hat er sich damit im etablierten Kulturbetrieb wenig Freunde gemacht.
Es gibt in Berlin mittlerweile kaum eine Bühne, auf der er noch erwünscht wäre.
Aus diesem Grund benutzt er die sozialen Medien, um seine Beiträge unter die Leute zu bringen. Nicht erstaunlich, dass auch dort seine Nummern gelegentlich von den Plattformen verbannt werden.
Diese Praxis der Social Networks ist nichts Neues. Es wird von ihnen gewöhnlich ein Regelverstoss ins Feld geführt, der im Zusammenhang mit einer Veröffentlichung eines angeblich unzulässigen Inhalts steht. Über diese teils willkürliche und in gewissen Fällen nicht nachvollziehbare Beurteilung wird täglich diskutiert. Aber immerhin geht es dabei in aller Regel um die Präsentation eines Inhalts vor einem grösseren Publikum.
Nicht so in diesem Fall. Nikolai Binner speichert seine Daten auf Google Drive – dem Cloud-Speicher des US-Suchmaschinen-Monopolisten. In einem gestern Montag auf Instagram veröffentlichten Post zeigt er, wie Google ihn daran hindert, eine Aufzeichnung einer seiner Auftritte (Dateiname: «Transgender WG Suche.mp4») per Mail an einen Bekannten weiterzuleiten.
Nicht nur das: Google hat auch einen Inhalt («ARD and Chill», überraschenderweise auf Youtube, ebenfalls Google, abrufbar) in seinem privaten Verzeichnis gesperrt, ohne dass er ihn anderen zugänglich machen wollte.
Google sperrt also neuerdings Inhalte, die gar nicht zur breiten Veröffentlichung bestimmt sind.
Das ist eine neue Dimension der Kontrolle. Ähnlich wie im Film «Minority Report» werden vermeintliche Regel-Verstösse schon geahndet, bevor sie überhaupt ausgeführt werden können.
Besonders stossend dabei ist, dass Google zu diesem Zweck in den privatesten Bereich seiner Nutzer vordringt und auf ihrer Festplatte rumwühlt.
In den Fluchtpunkt gedacht, muss vermutet werden, dass dieselbe Methode auch bei der Kommunikation via E-Mail (GMail) angewandt wird.
Das erinnert an die systematische Verletzung des Postgeheimnisses in einem totalitären Staat. Der Unterschied: Wir als Nutzer nutzen diese Dienste freiwillig – auch der Youtuber Nikolai Binner.
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