Robert Habeck, der deutsche Wirtschaftsminister, ist ein Verpackungskünstler: Den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien hat er den Bürgern jetzt als «Osterpaket» geschenkt – 600 Seiten Text inklusive.
Bis 2035 sollen 100 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbarer Energie stammen. Ob das funktionieren wird, weiss niemand. Dass 2021 der Ökoanteil am Strom binnen Jahresfrist von 45 auf 41 Prozent zurückging, lässt Zweifel aufkommen und zeigt: Das Osterpaket ist ein Wunschpaket.
Für die beschleunigte Unabhängigkeit von Öl, Gas und Kohle präsentiert Habeck neben dem Klimawandel eine neue Begründung. Sie lautet «Freiheit von Putin».
Es mag politisch legitim, wenngleich mit unangenehmem Geruch behaftet sein, aus Putins brutalem Angriffskrieg die Moral der Energie-Autarkie abzuleiten, um jene Zeitgenossen von der Transformation zu überzeugen, denen der Klimawandel nicht ganz so nahe geht wie der «Fridays for Future»-Bewegung.
Nicht redlich ist es, zu unterschlagen, dass die exklusive Abhängigkeit der Deutschen von russischem Gas, Öl und Kohle direkte Konsequenz des überhasteten Atomausstiegs war, dem politischen Gründungsauftrag der Grünen.
Habeck ist jetzt nicht nur Klimaminister, sondern auch Heimatminister. Nichts würde seinem Ziel der Autarkie mehr nützen als eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und eine Wiederinbetriebnahme der alten Meiler.
Atomstrom ist klimafreundlich – anders als Kohle und Öl – und sicher: Erdbeben und Tsunamis sind in Deutschland eher selten. Doch zu dieser «Zeitenwende» ist Habeck (noch) nicht bereit.
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