Dies zeigt die neueste Studie 204 der World Intellectual Property Organization (WIPO). Die hohe Innovationskraft ist eine Erklärung dafür, warum der Wohlstand in der Schweiz zu den höchsten weltweit zählt.
Die WIPO ist eine Agentur der Uno in Genf. Sie analysiert bereits seit siebzehn Jahren mit Hilfe eines internationalen akademischen Netzwerkes die wichtigsten Länder in Bezug auf ihre Innovationskraft. Die jüngste Studie für das Jahr 2023 umfasst 133 Länder. Dabei wurden diesmal nicht nur technologische Durchbrüche beurteilt, sondern auch pionierartige Geschäftsmodelle und soziale Innovationen.
Einleitend stellt die WIPO fest, dass nach den Boom-Jahren 2020 und 2022 die Forschungs- und Entwicklungsausgaben 2023 langsamer wuchsen und die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurückfiel. Die Anzahl Deals und die mobilisierten Beträge für Venture Capital Unternehmen bildeten sich deutlich zurück. Härtere finanzielle Bedingungen könnten nach Ansicht der WIPO die Investitionen in Innovation in der absehbaren Zukunft weiter beeinträchtigen.
Neue Durchbrüche in der Digital- und Deep Science hätten weitere signifikante Entwicklungen auf Gebieten wie Genomsequenzierung, Computer-Power und elektrischen Batterien vorangetrieben. Die Rechnerleistungen von Computern konnten erneut massiv gesteigert werden, die Preise für Wind- und Solarelektrizitätserzeugung fielen um 3,5 und 3,9 Prozent, die Batteriepreise um 13,7 Prozent und die Kosten für die Genom Sequenzierung um 8,1 Prozent.
Die Anzahl der Medikamentenzulassungen stieg um 9,5 Prozent.
Bemerkenswert seien die raschen Fortschritte in den Emerging Markets wie Indonesien, Mauritius, Saudi-Arabien, Katar und Brasilien, die in den letzten fünf Jahren am meisten Ränge in der Innovationskraft-Länderliste gewonnen hätten. Über zehn Jahre betrachtet waren es China, Indien, der Iran, Marokko, die Philippinen und die Türkei. An der Spitze gab es wenige Rangverschiebungen. Diese Stabilität belege, dass es viele Jahre dauert, um die Basis für eine anhaltend aktive Innovation aufzubauen.
An der Spitze der weltweiten Rangliste liegt die Schweiz, gefolgt von Schweden, den USA, Singapur, Grossbritannien, Südkorea, Finnland und den Niederlanden. Deutschland folgt auf Platz neun, China auf elf, Frankreich auf zwölf, Japan auf dreizehn, Israel auf fünfzehn und Österreich auf Rang siebzehn. Am Schluss der Rangliste sind vor allem afrikanische Länder anzutreffen.
Die wichtigsten Forschungsgegenden der Welt liegen heute fast alle in Ostasien, insbesondere in Tokyo–Yokohama (Japan), Shenzhen–Hong Kong–Guangzhou (China, Hong Kong, China), Peking (China), Seoul (Südkorea) und Schanghai–Suzhou (China). Dazu kommen Cambridge (Grossbritannien), San Jose–San Francisco (Kalifornien, USA), Eindhoven (Niederlande), Oxford (Grossbritannien) sowie Boston–Cambridge (USA). Zürich rangiert in dieser Hitparade auf Platz 50, Basel auf Rang 96.
Die Beurteilung der Innovationskraft eines Landes umfasst 78 Detailindikatoren, die in sieben Gruppen zusammengefasst werden. Die staatlichen und politischen Rahmenbedingungen werden in der Schweiz als sehr gut beurteilt. Die politische Stabilität und die Effizienz der öffentlichen Verwaltung sichern der Schweiz weltweit Platz drei. Auch bezüglich des Bildungsstandes und dem Ausmass der Forschungsaktivitäten liegt die Schweiz auf Rang vier.
Die Infrastruktur (Rang sieben) wird als gut beurteilt, mit einigen Macken wie der noch unterentwickelte Online-Zugang zu den Behörden. Das Marktumfeld, das auch den Finanzsektor einschliesst, aber auch die Venture-Capital-Aktivitäten, sind im internationalen Vergleich hervorragend (Rang fünf). Noch besser platziert, auf Rang vier, ist die Schweiz in Bezug auf das Unternehmertum, gemeint sind die betriebliche Berufsbildung, der Zugang und die Akzeptanz von neuen Technologien.
Weltweit auf Platz eins liegt die Schweiz aber mit Blick auf das Fachwissen und den Technologie-Output, insbesondere die Kreativität.
Wo liegen Deutschland und Österreich im Vergleich zur Schweiz im Rückstand?
In Deutschland ist es die Schwerfälligkeit des Staates (Rang 19), die Infrastruktur inklusive IT-Strukturen (Rang 27) und das Unternehmertum (Rang 18).
Österreich leidet ebenfalls unter einem ineffizienten Staat (Rang 18), aber vor allem fehlt es auch am Marktumfeld, gemeint ist ein effizienter Finanzsektor (Rang 32), an Kreativität (Rang 24) und an der Innovationsfreudigkeit der Unternehmen (Rang 23).
Wenn man den gesamten Bericht betrachtet, dann stellt man zwar mit Freude fest, dass die Schweiz immer noch an der Spitze liegt, aber in vielen anderen Ländern wächst die Innovation rasant schnell und es wird wohl nur noch eine Frage von wenigen Jahren sein, bis die Schweiz von anderen Ländern, vor allem aus EM, an der Spitze bedrängt wird.
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