Die politischen Eliten der EU erleben in diesen Tagen einen Realitätsschock nach dem anderen. Erst zeigen US-Präsident Trump und sein Vize Vance dem ukrainischen Präsidenten die Grenzen auf und erinnern den zu überzogener Rhetorik neigenden Wolodymyr Selenskyj daran, dass er nicht in der Position ist, Bedingungen oder Forderungen zu stellen.
Und dann verkündet die neue amerikanische Administration, dass die USA unter den gegebenen Bedingungen nicht länger geneigt sind, die Ukraine finanziell und rüstungstechnisch zu unterstützen.
In der EU reagierte man auf diese Vorgänge wie der berühmte Hühnerhaufen, um dessen Gatter der Fuchs schleicht, also mit einer panischen Hysterie, die sich als trotzige Entschlossenheit tarnt.
Die deutsche Noch-Aussenministerin sprach von einer «neuen Zeit der Ruchlosigkeit» und forderte ein drei Milliarden schweres Hilfspaket. EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas twitterte: «Heute ist klar geworden, dass die freie Welt einen neuen Anführer braucht.» Und auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sah Europa in der Pflicht: «Wir müssen verhindern, dass die Ukraine eine Unterwerfung akzeptieren muss.»
Wer mit dem Säbel rasselt, sollte allerdings auch einen Säbel besitzen. Doch die EU hat – um im Bild zu bleiben – allenfalls ein Taschenmesser in der Hand. Man könnte zwar den Säbel rausholen. Doch da die Verantwortlichen genau wissen, was das ökonomisch und sozial für die europäischen Gesellschaften bedeuten würde, wird man genau das nicht tun. Also bläst man sich verbal auf, tut martialisch und weiss, dass man im Grunde wenig zu vermelden hat.
Denn um aussenpolitisches Gewicht zu haben, reichen weder empörter Moralismus noch Maulheldentum. Um im Konzert der Mächtigen mitzuspielen, braucht es wirtschaftliche und militärische Stärke. Und darüber verfügt Europa nicht. Sich lautstark vor die Brust zu schlagen, wirkt dann halbstark und lächerlich und schadet den europäischen Interessen massiv.
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