Der jüngste jährliche GEM-, also der Global Enterpreneurship Monitor Report 2024/25, der das Unternehmertum in 56 Ländern unter die Lupe nimmt, ist die umfassendste und am längsten erhobene Erhebung dieser Art.

GEM wurde 1999 in Zusammenarbeit zwischen dem Babson College in den USA und der London Business School gegründet. Die Daten stammen von jeweils mindestens 2000 Befragten aus jedem Land.

Dabei wurde GEM von nationalen Experten unterstützt. Unternehmertum ist deshalb von grosser Bedeutung, weil das Ausmass der Neugründungen von Unternehmen für den künftigen Wohlstand eines Landes entscheidend ist.

Die 56 untersuchten Volkswirtschaften wurden in drei Einkommensklassen eingeteilt, basierend auf der Weltbank-Rangierung gemäss dem BIP pro Kopf. Als Hoch-Einkommen-Länder gelten solche mit über 50.000 US-Dollar BIP pro Kopf. Dazu gehört auch die Schweiz.

Diese Differenzierung erfolgte deshalb, weil auch das bereits erreichte Wohlstandsniveau eine wichtige Rolle für das Unternehmertum spielt. Nicht selten werden Kleinunternehmen nur deshalb gegründet, um in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld überhaupt überleben zu können.

Solches Not-Unternehmertum kann dennoch wesentlich zur Armutsreduktion beitragen und vor allem in EM für Frauen Beschäftigungschancen schaffen.

Wie wird das Unternehmertum in der Schweiz in diesem Bericht beurteilt?

Bei der Frage, wie einfach es sei, ein Unternehmen zu gründen, liegt die Schweiz im Mittelfeld der 21 Hoch-Einkommen-Länder. Am günstigsten schneiden Israel, Italien, Spanien und sogar Deutschland ab.

Auf die Frage, ob die Befragten denn auch über das entsprechende Know-how zur Gründung eines Unternehmens verfügten, liegt die Schweiz zusammen mit Israel, Taiwan und Deutschland aber am Schluss der Rangliste.

Wie viele Befragte haben Angst – trotz guten Möglichkeiten – ein Unternehmen zu gründen? Bei dieser Frage zeigt sich, dass die Schweizer Angsthasen sind, denn nur in Korea fürchten sich noch mehr vor dem Sprung ins Unternehmertum.

An der Spitze der Wagemutigen stehen Saudi-Arabien, Grossbritannien, Zypern, Israel und Italien.

Wie viele Prozente der Befragten können sich in den nächsten drei Jahren vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Erneut liegt die Schweiz (10 Prozent) mit Österreich (5 Prozent), Norwegen und Spanien am Schluss der Rangliste. An der Spitze liegen die reichen Erdölländer Katar (60 Prozent), die Emirate (40 Prozent) und Saudi-Arabien (35 Prozent), gefolgt von Zypern und Südkorea.

Die Schweizer sind aber voll dabei, wenn es darum geht, sich an einer Neugründung eines Dritten zu beteiligen. Nur in Saudi-Arabien ist die Bereitschaft noch höher. Misstrauisch sind in dieser Beziehung jedoch die Leute in Korea, Israel, Spanien und Italien.

Wenn es dann um die tatsächlich stattgefundenen Neugründungen geht, dann sieht die Welt etwas anders aus. Dass die Emirate an der Spitze liegen, hat wohl auch mit den vielen Steuerdomizilen von Unternehmen aus anderen Ländern zu tun.

Aber dann folgen doch die gemeinhin als Pionierstaaten wahrgenommenen Länder Kanada, Litauen und die USA. Die Schweiz liegt im hinteren Drittel mit etwa halb so vielen Neugründungen im Vergleich zu den bestehenden Unternehmen wie die USA.

In den meisten Ländern gründen wesentlich mehr Männer neue Unternehmen als Frauen. In der Schweiz fällt der Unterschied nur noch gering zugunsten der Männer aus.

Neuunternehmen, die neue Produkte lancieren, statt traditionelles Handwerk und Gewerbe betreiben, sind von besonderem Interesse, denn sie zeugen von der Fähigkeit eines Landes, neue Ideen in die Praxis umzusetzen.

In dieser Beziehung stehen die Neuunternehmen in der Schweiz an dritthöchster Stelle, hinter Italien und Spanien. Wenn es allerdings um Weltneuheiten geht, dann liegt die Schweiz noch knapp in der besseren Hälfte. Taiwan, Norwegen, Italien liegen diesbezüglich vorne.

Die Motivation, ein Unternehmen zu gründen, teilt GEM in vier Kategorien ein. Etwas Neues für die Welt zu schaffen steht vor allem in Saudi-Arabien, in den USA und Kanada im Vordergrund. Die Schweiz rangiert auf Platz sieben.

Aber auch Familientraditionen weiterzuführen, ist in vielen Ländern weit verbreitet. Diesbezüglich liegt die Schweiz erstaunlicherweise nur noch vor Taiwan am Schluss der Rangliste.

Viel Geld mit einem neuen Unternehmen zu verdienen, ist für die Schweizer weit weniger wichtig als für andere Nationalitäten. Nur Spanien und Norwegen sind noch weniger monetär motiviert. Dafür sind in der Schweiz Unternehmensgründungen aus der Not heraus relativ häufig anzutreffen.

Fazit: Die Schweiz zählt zu den unternehmerischen Ländern der 56 ausgewerteten Volkswirtschaften. Im zusammenfassenden Ranking liegt die Schweiz auf Rang 10. Von den westlichen Ländern liegt einzig noch Litauen (Rang 2) vor der Schweiz.

China liegt auf Platz 13, Japan auf 15, USA auf 16, Österreich auf 21, Frankreich auf 22, Deutschland auf 23.

Rudimentär beurteilt hat sich die Schweiz in den letzten zehn Jahren punkto Unternehmertum etwas verbessert. Gemäss sieben der zehn Kriterien liegt die Schweiz in den Top 10.

Lediglich in der unternehmerischen Schulbildung und der Einfachheit des Markteintritts schneidet die Schweiz unterdurchschnittlich ab. Der Eintritt von Frauen in das Unternehmertum wird als knapp genügend beurteilt.