Führende Öl-Konzerne ändern ihre Strategie: Sie lösen sich von der bisherigen Öko-Strategie und kehren zurück fossilen Brennstoffen.
Unter dem Druck der Investoren machen sie einen Rückzieher: Fossile Brennstoffe sind nach wie vor weitaus rentabler als erneuerbare Energien.
Aramaco, das staatliche Öl- und Gasunternehmen Saudi-Arabiens, plant zwar , mehr in erneuerbare Energien zu investieren. Aber trotz deklarierten grünen Schönwetterszenarien reduzieren westliche Ölmultis ihre Investitionen in erneuerbare Energien.
Der Rückzug erfolgt in einem Umfeld, in dem viele Regierungen weltweit Massnahmen für saubere Energie verzögern oder Energieziele verschieben – insbesondere seit dem starken Anstieg der Energiekosten als Folge des Ukrainekriegs im Jahr 2022.
Das jüngste Beispiel für die neuen Prioritäten ist BP: Britisch Petroleum hat die geplanten Investitionen in erneuerbare Energien gekürzt und kündigte an, die jährlichen Ausgaben für Öl und Gas auf 10 Milliarden USD zu erhöhen. Ziel sei es, die Erträge und die Rendite für die Aktionäre zu steigern. Laut CEO Murray Auchincloss wurden die ursprünglich vorgesehenen Investitionen in die Energiewende um mehr als fünf Milliarden auf nur noch 1,5 bis 2 Milliarden Dollar pro Jahr reduziert.
Unter Auchincloss' Vorgänger Bernard Looney hatte BP noch zugesagt, die Öl- und Gasproduktion bis 2030 um 40 Prozent zu senken und gleichzeitig in erneuerbare Energien zu investieren.
Pikant: BP war einer der ersten grossen Öl-Konzerne, der einen grünen Wandel vorantrieb und sich Anfang der 2000er Jahre in «Beyond Petroleum» umbenannte.
BP ist nicht der einzige Konzern, der seine Pläne zur Energiewende zurückfährt: Auch der norwegische Konzern Equinor hat seine Investitionen in erneuerbare Energien drastisch reduziert – von zehn auf fünf Milliarden US-Dollar – um sich wieder stärker auf Wachstum durch Öl und Gas zu konzentrieren.
Der französische Energieriese TotalEnergies hat ebenfalls angekündigt, weniger in Kohlenstoff-arme Energien zu investieren.
Diese Entscheidung markiert einen abrupten Kurswechsel: Noch auf der Uno-Klimakonferenz COP28 im Januar 2024 hatte CEO Patrick Pouyanné erneuerbare Energien als den Schlüssel zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bezeichnet und sich für eine Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten ausgesprochen.
Auch Shell zieht sich aus der grünen Energie weitgehend zurück: Der Konzern hat fast eine Milliarde US-Dollar auf seine US-Windparks abgeschrieben und seine Investitionen in neue Offshore-Windprojekte weitgehend eingestellt. Zudem hat Shell seine Klimaziele abgeschwächt.
Laut CEO Wael Sawan hat Shell seit 2023 zwar rund acht Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien investiert, aber bisher ohne wirtschaftlichen Erfolg.
Nur ExxonMobil war während des grönen Energie-Hypes skeptisch gegenüber der Energiewende geblieben und setzte weiterhin auf Öl und Gas.
Das Umdenken hat inzwischen auch bei Finanzhäusern eingesetzt. Es sei an der Zeit, dass die Banken aufhören, Kunden zu bestrafen, die einen grossen Kohlenstoff-Fussdruck haben, sagte diese Woche Julian Wentzel, der neue Leiter für Nachhaltigkeit bei der HSBC Holdings Plc, der grössten europäischn Bank.
Zu viele Menschen seien negativ gegenüber der Kohlenstoffwirtschaft eingestellt, «ohne anzuerkennen, dass die Kohlenstoffwirtschaft aus Sicht der Energiesicherheit eine sehr wichtige Rolle spielt».
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