Die Meldung, die ein Berliner Journalist im Spiegel platzierte, geht so: «Zahlreiche deutsche Prominente kritisieren das Vorgehen der Union, eine Verschärfung der Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchzusetzen.» Es folgte ein starkes Zitat: «Wenn die Brandmauer fallengelassen wird, müssen wir die Brandmauer sein», sagen Luisa-Céline Gaffron und Jonathan Berlin. Der von ihnen initiierte offene Brief bezeichnet das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten im Bundestag als «Zäsur».
Natürlich kann man das so sehen. Es ist eben eine Perspektive auf die Dinge. Jonathan Berlin heißt übrigens nicht nur so, sondern lebt auch dort. Genauso wie Mitinitiatorin Gaffron. Andere Unterzeichnende wir Karoline Herfurth und Jasna Fritzi Müller leben auch da. Wir haben bei unserer Stichprobe nach zehn Versuchen Schluss gemacht, acht von ihnen leben in Berlin.
Das Ergebnis lässt immerhin eine andere Perspektive zu: Der Protest gegen das Abstimmungsverhalten von Union und AfD findet unter denen seine Anhänger, die sich schon immer sicher waren, dass die Wirklichkeit nur eine Seite hat. Vor allem im Hauptstadt-Biotop ist das so. In Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg eher nicht.
Überhaupt denken viele Deutsche anders als die 370 «Kulturschaffenden», wie sich die Unterzeichner nennen: Laut jüngster INSA Umfrage wollen 67 Prozent der Deutschen, dass auch die SPD den Unions-Vorschlägen zustimmt. Sogar unter den SPD-Anhängern ist eine knappe Mehrheit dafür.
Wenn jetzt SPD und Grüne auf einen «Antifa»-Wahlkampf setzen, wie sie bereits angekündigt haben, können sie sicher sein, dass das ein donnernder Erfolg wird – in der eigenen Blase. Darum geht es jedoch bei einer Wahl nicht.
Es geht vielmehr darum, die Zögernden zu überzeugen. Es geht darum, die Mitte für sich zu gewinnen. Die jungen Köpfe, die noch selbst denken.
Und die wenden sich von diesen Antifa-Aktivisten mehr und mehr ab.
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