Ein Euphemismus ist ein «sprachlicher Ausdruck, der einen Sachverhalt beschönigend, mildernd oder in verschleiernder Absicht darstellt beziehungsweise benennt». Die zwei klassischen Euphemismen, die man inzwischen durchschaut, sind «die Endlösung der Judenfrage» für einen Völkermord und «antifaschistischer Schutzwall» für ein Grenzregime, das die Bürger an der «Republikflucht» hindern sollte. Dicht gefolgt von «Justizvollzugsanstalt» für ein Gefängnis.
Nicht nur die Vergangenheit steckt voller Euphemismen, die Gegenwart tut es auch. Jüngstes Beispiel ist «militärische Spezialaktion» für Krieg, Überfall und Invasion. Oder «Impfdurchbruch» für Impfversagen und «Auffrischungsimpfung», für eine «dritte Impfung», die deswegen fällig wird, weil die erste und die zweite nicht die erhoffte Wirkung hatten.
Ein anderer Euphemismus, der uns seit Jahrzehnten verfolgt, ist die Behauptung, die Bundeswehr sei «bedingt abwehrbereit», was völliger Unsinn ist. Die Bundeswehr ist so einsatzbereit wie ein Treppenlift ohne Treppe, es mangelt ihr an allem, trotz eines Jahresbudgets von 50 Milliarden Euro. Um die Bundeswehr auf den letzten Stand zu bringen, hat Bundeskanzler Scholz die Aufstellung eines «Sondervermögens» über 100 Milliarden Euro angekündigt. Auch das ist ein Euphemismus, dazu bestimmt, den Bürgern Sand in die Augen zu streuen.
Das «Sondervermögen» ist kein Vermögen, es sind neue Schulden, welche die Regierung aufnehmen muss. Gleiches gilt für jeden Haushalt, unabhängig davon, ob im Wohnzimmer ein TV-Gerät steht oder ein Aquarium. Die Zwangsgebühr hört auf den Namen «Demokratieabgabe», und die Stelle, von der sie eingezogen wird, firmiert unter «Beitragsservice», als bekämen die Nutzer irgendwas frei Haus geliefert.
Paul Celan meinte, der Tod sei ein Meister aus Deutschland. Das stimmt nicht, es ist der Euphemismus.
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