Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) hat offenbar jahrelang falsche Zahlen zur Finanzlage der AHV publiziert. Grund genug für die Grünen, gegen die knapp ausgegangene Abstimmung zur Erhöhung des Frauenrentenalters vom 25. September 2022 eine Abstimmungsbeschwerde einzureichen.
Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone lässt sich dazu im Tages-Anzeiger mit folgenden Worten zitieren: «Den Frauen wurde ein Jahr Rente gestohlen.» Ist das so, sind wieder einmal die Frauen die Betrogenen – bloss weil sie in einigen Jahren wie die Männer erst mit 65 in Rente gehen dürfen?
Dazu einige Zahlen aus offizieller Quelle: der AHV-Statistik des BSV. Da es sich nicht um Prognosen handelt, dürften die Zahlen stimmen.
Fakt 1: Im Jahr 2023 betrug die durchschnittliche monatliche AHV-Rente einer Frau 1928 Franken. Die Männer kamen nur auf 1908 Franken. Pension pay gap? Ja, für einmal zugunsten der Frauen. (Auch wenn der Unterschied gering ist.)
Fakt 2: 54 Prozent aller Personen, welche AHV-Beiträge entrichten, sind Männer. Umgekehrt bei den Beziehern einer Altersrente: 53 Prozent davon sind Frauen.
Fakt 3: 55 Prozent der ausbezahlten Rentensumme geht an Frauen, nur 45 Prozent an Männer. Dafür bezahlen Männer 65 Prozent aller AHV-Beiträge.
Das hat vor allem mit der unterschiedlich langen Lebenserwartung zu tun: Frauen haben im Alter von 65 Jahren im Durchschnitt noch weitere 22,5 Lebensjahre vor sich, Männer nur 19,8.
Den Frauen sei ihre Langlebigkeit gegönnt. Dass man im Alter nicht ohne Geld leben kann, ist ebenfalls klar. Aber man rede bei einer solchen Ausgangslage doch bitte nicht von «gestohlenen» Rentenjahren von Frauen. Wenn schon, geht der «Rentenklau» bei der AHV in die genau entgegengesetzte Richtung.
Thomas Baumann ist Ökonom und freier Autor.
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