Am vergangenen Samstag richtete sich Wolodymyr Selenskyj in einer emotionalen Rede an den Schweizer Bundespräsidenten Ignazio Cassis und an das ganze Schweizervolk. Seine Botschaft: Solidarität mit der Ukraine. Unterstützung für den Schwachen.
Zuvor hatte Selenskyj die gleiche Message unter anderem im Deutschen Bundestag, im britischen Parlament und im US-Kongress platziert. Und er weiss dabei genau, wo und wie er emotional aufs Gaspedal treten muss. In seiner Rede vor dem amerikanischen Kongress verglich er die russische Invasion in die Ukraine mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbour und sagte: «Wir Ukrainer haben den gleichen Traum wie ihr Amerikaner.»
Vor seiner Politkarriere war Selenskyj als Schauspieler, Regisseur und Komiker hocherfolgreich – sowohl in der Ukraine als auch in Russland. Und genau diese Qualitäten trägt er nun aufs virtuelle Schlachtfeld. Der Krieg in der Ukraine ist auch eine Schlacht der Informationspolitik und der Propaganda – und Selenskyj spielt mit virtuoseren Mitteln als die russische Übermacht. Er tritt in Militärkleidern auf – und immer klar ersichtlich in Kiew. Seine Botschaften betonen die Einheit seines Volkes und ein Gefühl der Solidarität. Für westliche Beobachter macht er den Krieg so nahbar und streicht die Rolle der Ukrainer als schuldlose Opfer eines fremden Aggressors heraus.
Gegen russische Bomben und Gewehrkugeln mag dies vordergründig ein schwaches Argument sein. Doch mit seinen vierzehn Millionen Followern allein auf Instagram erreicht Selenskyj auch international ein immenses Publikum – und jede mediale Veröffentlichung multipliziert die Wirkung seiner Worte. Gespräche mit ukrainischen Flüchtenden in der Schweiz ergeben einen klaren Eindruck der öffentlichen Haltung in der Ukraine. Sie lautet: «Aufgeben ist keine Option. Nie!» Wolodymyr Selenskyj stärkt mit jeder seiner Botschaften diesen Widerstandsgeist.
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