Wladimir Putin sei ein «lächerlicher Dumm-Schwätzer», sagte US-Präsident Joe Biden über seinen russischen Amtskollegen im Juni, drei Monate zuvor hatte er ihn als «Killer» und bei ihrem ersten Treffen vor zehn Jahren als «seelenlos» bezeichnet.
Jetzt wollen die beiden am Dienstag in einem Video-Call die angespannte Lage in Osteuropa entschärfen – vor allem vor dem Hintergrund, dass Russland mehr als 94.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen hat, die in ein paar Wochen schon die Ukraine besetzen könnten.
Putin ist zwar beileibe kein Unschuldslamm. Aber der Westen hat ihm gegenüber entscheidende Fehler gemacht, die sich jetzt rächen.
So hat die Nato ab 1999 ehemalige Mitglieder des Warschauer Paktes aufgenommen, darunter Polen und die drei baltischen Staaten. Dadurch musste sich Putin bedroht und in die Enge getrieben fühlen.
Als im Februar 2014 der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch, ein Freund des Kremls, durch einen pro-westlichen Aufstand aus dem Amt gejagt wurde, befürchtete Putin zudem, dass auch die Ukraine eine westliche Bastion werden könnte.
Um zu verhindern, dass die Nato auf der Krim einen Marinestützpunkt einrichten würde, nahm er die Halbinsel ein.
Weil ihn der Westen für die Invasion mit Sanktionen bestrafte, sah Putin seine Meinung bestätigt, dass weder Brüssel noch Washington Verständnis für seine Sicherheitsbedürfnisse haben. Deshalb wird er jetzt von Biden Garantien verlangen, dass die Nato ihr Einflussgebiet nicht weiter nach Osten ausdehnt.
Dem US-Präsidenten, der keine neuen Engagements im Ausland sucht, dürfte das schwerfallen. Was ein weiterer Fehler wäre.
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