«Die Vorlage», predigt Medienministerin Simonetta Sommaruga, «sorgt dafür, dass unsere Bevölkerung auch in Zukunft in allen Landesteilen von einer vielfältigen Berichterstattung profitiert.» Das geplante Mediengesetz macht zwar die Taschen der privaten heimischen Verleger mit jährlich 140 Millionen noch etwas praller.
Doch der Erlass ist kein Garantie-Schein für mehr Aufschluss, Aufklärung, Auslegeordnung des Weltenlaufs. Was die Bevölkerung erfährt, wie sie informiert und orientiert wird – dafür, doziert die Pianistin im Bundeshaus, gibt’s ja die Vielfalt!
Vielfalt?
Wie beispielsweise haben die Neue Zürcher Zeitung, der Tages-Anzeiger, Der Bund, die Aargauer Zeitung, die Bündner Zeitung oder die Schaffhauser Nachrichten, wie haben die Volksstimme aus Sissach, der Bote der Urschweiz aus Schwyz, die Engadiner Post aus St. Moritz oder der Entlebucher Anzeiger aus Schüpfheim darüber berichtet, dass vor wenigen Tagen in Finnland ein neues Atomkraftwerk seinen Betrieb aufgenommen hat?
Wir werfen einen Blick in die unbestechliche Schweizerische Mediendatenbank SMD: Zentralplus, Nau.ch und Cash.ch, allesamt Online-Plattformen, war das Ereignis eine Vollzugs-Meldung wert. Den Gate-Keepern der vermeintlich bedeutenden Schweizer Printmedien dagegen war die skandinavische Kernkraft-Renaissance ziemlich wurscht.
Dabei machte ja auch SRF (das löblicherweise ebenfalls berichtete) beziehungsweise deren Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann deutlich, dass die Inbetriebnahme von Olkiluoto 3 historische Dimensionen aufweist und den grünblinden Nachhaltigkeits-Aposteln in Westeuropa Anleitung für einen Gesinnungswandel bietet: Finnland war 2002 nicht nur das erste Land in Nord- und Westeuropa, das nach Tschernobyl wieder ein neues AKW plante und damit seine Auslandabhängigkeit in der Energieversorgung weiter reduziert.
Das hat – heureka! –selbst den finnischen Grünen eingeleuchtet: Sie unterstützen vorbehaltlos den Ausbau der Atomkraft.
«Es braucht in einer Demokratie freie Medien, damit sich die Bevölkerung eine eigene Meinung bilden kann», sagte unsere Medienministerin einst. Das müssten jetzt bloss noch die Wortarbeiter begreifen: Sagen, was ist! Und nicht nur darüber berichten, was passt.
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