Eine Entschuldigung, die ohne das bleibt, was Juristen «tätige Reue» nennen, ist wertlos. Toter Buchstabe. So verhält es sich auch bei der «Entschuldigung» des Tages-Anzeigers nach der Veröffentlichung des unsäglichen Porträts der freisinnigen Stadtratskandidatin Sonja Rueff-Frenkel, in dem kaum ein Klischee des klassischen, antisemitischen Repertoires ausgelassen wurde.
«Wozu gibt es schliesslich die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR)?», sagte ich mir und ersuchte um eine Stellungnahme. Diese lautete wie folgt:
«Der fragliche Artikel bedient sich durchaus verschiedener antisemitischer Stereotype und Vorurteile. Ausserdem weicht er stellenweise von der gewünschten Sachlichkeit ab. Deshalb begrüssen wir sehr, dass sich die Chefredaktion des Tages-Anzeigers dafür entschuldigt hat. Die EKR hofft, dass dieses Beispiel dazu beiträgt, dass der Tages-Anzeiger und sämtliche Medien wachsam bleiben in Bezug auf rassistische und antisemitische Vorurteile.»
In der Antwort auf meine Nachfrage stellte sich dann heraus, dass die EKR nichts dazu beitragen will, dass sich ihr frommer Wunsch auch erfüllt: «Nach Rücksprache mit dem Präsidium und unserem entsprechenden Kommissionsmitglied informiere ich Sie, dass die EKR zu dem Artikel keine weitere Stellung nehmen wird. Wir verweisen vielmehr auf die Stellungnahme des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG, die wir unterstützen.»
Die EKR spielt damit den Ball «den Juden» zu. Sollen die sich darum kümmern! Und die haben ja schon eine Stellungnahme abgegeben. Uns kümmert nur «rechter» Antisemitismus.
Falls Ueli Maurer noch immer nach Möglichkeiten sucht, wie er die 80 Milliarden, die uns die Pandemie bisher gekostet hat, wieder reinholen kann: Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus kann ersatzlos gestrichen werden. Das wäre immerhin ein guter Anfang.
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