Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck befindet sich derzeit im Status des Gesundbetens.

Ein Stopp der russischen Gaslieferungen wäre «beherrschbar», lautet seine Analyse, die er einer täglich wahrscheinlicheren Situation des Totalausfalls der Lieferungen entgegenhält.

Woher der Grüne diese Zuversicht nimmt, weiss allerdings nur er selbst.

Ökonomen rechnen völlig anders: Sie gehen davon aus, dass der Wirtschaftseinbruch gewaltig wird. Ihre Modelle taugen alle nicht viel, weil keiner weiss welche Kaskadeneffekte passieren, wenn ganze Branchen dichtmachen und andere Branchen nicht mehr beliefern können.

Die groben Schätzungen etwa der nicht als übermässig industriefreundlich beleumundeten Hans-Böckler-Stiftung liegen bei einem Einbruch des Wachstums um drei bis zwölf Prozent.

Was bedeutet dann «beherrschbar»? Bricht Bürgerkrieg aus? Unwahrscheinlich.

Überfordern rapide steigende Arbeitslosen- und Kurzarbeiterzahlen, eine Insolvenzwelle und auf Jahre international ins Hintertreffen geratene Unternehmen den Staat? Wahrscheinlich.

Kann eine Regierung das überstehen, ohne selbst ins Wanken zu geraten? Unwahrscheinlich.

Habecks Einschätzung ist also sehr relativ.

Vielleicht ist sie fürsorglich gemeint, was ja vielfach die Aufgabe eines Gesundbeters ist. Denn alles, was nach unbeherrschbar klingt, schürt Panik. Und die macht Situationen dann tatsächlich schlimmer, als sie sind.

Effektiver allerdings als die Gesundbeter sind Ärzte, die Diagnosen stellen und Therapien entwickeln. So weit hat es Habeck noch nicht gebracht.