Im Nachgang zur Abstimmung über die Abschaffung der Stempelsteuer – die SP wähnt sich hier als Siegerin – hat Co-Präsident Cédric Wermuth den Boden unter den Füssen verloren: Der Obergenosse will, dass der Bundesrat die neue OECD-Mindeststeuer-Regel ohne Abfederung umsetzt, das erklärte er jedenfalls im Interview mit Tamedia-Zeitungen.
Das wäre dann gewissermassen Harakiri.
Der Mindeststeuersatz von 15 Prozent, den uns ein internationaler, von den USA angeführter Schuldenklub (G-7-Staaten) aufs Auge drückte, ist ein Angriff auf unsere Souveränität. Wir sollen im Auftrag der Mächtigen dieser Welt unsere Steuerrechnungen anpassen, damit die Pleitestaaten mehr kassieren können und wir dafür weniger.
Unser wirtschaftliches Erfolgsmodell steht dabei auf dem Spiel. Dank vorteilhaften Steuersätzen konnte sich zum Beispiel ein früher mausearmer Kanton wie Nidwalden aus der Not befreien, Firmen und Unternehmen anlocken und nun andere – wie Wermuths finanzschwachen Heimatkanton Aargau – über den Finanzausgleich grosszügig unterstützen. Das ist eine Erfolgsgeschichte – verdammt noch mal.
Es geht bei diesem OECD-Diktat nicht um internationale Steuergerechtigkeit, wie sich das der Co-Präsident der SP in seinen rosaroten Träumen ausmalt, sondern um einen Angriff des internationalen Schuldenkartells auf die reiche Schweiz. Die Schweiz gehört zu den Gewinnern der Globalisierung – weil unsere Fiskalpolitik nicht darauf ausgelegt war, Konzerne über hohe Steuerabgaben ausbluten zu lassen. Das ist eine Win-win-Situation.
Mit dieser Politik haben wir in diesem Lande Zehntausende von Arbeitsplätzen geschaffen. Nicht nur für Manager, wie Wermuth meint.
Wenn wir das jetzt auf Druck von ausländischen Staaten kübeln, kübeln wir damit auch unseren Wohlstand. Dem Bundesrat und dem Finanzminister mit dem Referendum zu drohen, falls er das OECD-Diktat nicht ohne Wenn und Aber umsetzt, ist darum nicht bloss dumm, sondern leider auch brandgefährlich.
Die Kommentare auf weltwoche.ch dienen als Diskussionsplattform und sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird. Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels oder wo angebracht an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Persönlichkeitsverletzende und diskriminierende Äusserungen hingegen verstossen gegen unsere Richtlinien. Sie werden ebenso gelöscht wie Kommentare, die eine sexistische, beleidigende oder anstössige Ausdrucksweise verwenden. Beiträge kommerzieller Natur werden nicht freigegeben. Zu verzichten ist grundsätzlich auch auf Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen), wobei die Online-Redaktion mit Augenmass Ausnahmen zulassen kann.
Die Kommentarspalten sind artikelbezogen, die thematische Ausrichtung ist damit vorgegeben. Wir bitten Sie deshalb auf Beiträge zu verzichten, die nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Unzulässig sind Wortmeldungen, die
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Online-Redaktion behält sich jedoch vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Es besteht grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.