Nun wird Robert Lewandowski tatsächlich seinen Spind bei Bayern München räumen, der wohl perfekteste Fussballspieler, den die Bundesliga zu bieten hat, wird weiterziehen, vermutlich Richtung Barcelona.
Auf einer Pressekonferenz im Trainingslager der polnischen Nationalmannschaft verkündete er seinen Abschied von der Säbener Strasse.
Lewandowski, 1,85 cm, Gewicht seit Jahren ideal, ist der fussballerische Beweis, dass eine Kreuzung aus Mensch und Maschine möglich ist. Der so scheu wirkende höfliche Pole liefert seine Tore so zuverlässig ab wie das Metronom eines Klavier-Virtuosen.
Seine Rekorde aufzuzählen, wäre so ermüdend wie das Verlesen der Gebrauchsanleitung eines koreanischen Anrufbeantworters. Es sei nur darauf hingewiesen, dass er jüngst zweimal hintereinander zum Fifa-Weltfussballer des Jahres gewählt worden ist, was ihm alle Welt, ausser dem Giftzwerg Messi, gönnte.
Erinnert sei an dieser Stelle aber an die drei Tore, die er dem «Titanen» Oliver Kahn im Pokalendspiel 2012 in die Maschen donnerte, in Dortmunds Meisterschaftsjahr, das auch das letzte bleiben sollte, denn Bayern München kaufte ihn prompt dem BVB weg, was den Verein tatsächlich den Kopf kostete.
Mit Lewandowski in der Sturmspitze war das Spiel der schwarz-gelben Borussen relativ bequem: Torwart Roman Weidenfeller haute den Ball beim Abschlag hoch und weit nach vorne in die Gegend, in der er Lewandowski vermuten durfte – der erledigte den Rest.
Kein Stürmer hat je derartig gekonnt Bälle angenommen, oft mit dem Rücken zum gegnerischen Tor, und ihn gegen die anstürmende Büffelherde aus Verteidigern behauptet und verarbeitet wie die polnische Fachkraft.
Das Talent zum Sport war ihm buchstäblich in die Wiege gelegt, sein Vater war erfolgreicher Judoka und die Mutter Volleyball-Goldmedaillen-Gewinnerin.
Den Schlüssel zu seiner bewundernswerten Fitness allerdings lieferte seine Frau Anna, eine erfolgreiche Karateka (Karatekämpferin). Sie ist seine Ernährungsberaterin. Sie strich ihm alles, was schmeckt, aber das reibungslose Zusammenspiel aus Zellen und Nerven, Muskeln und Sehnen, eben der ganzen Apparatur mit der Rückennummer 9 stören könnte; also weg mit Milchprodukten und Fleisch und her mit Nüssen und diesem Buchweizenkram, der bei Yogatreibenden Frauen so in Mode ist.
Das Ergebnis: Ein selbst mit 31 Jahren noch topfitter Kämpfer, der sich allein hinter den feindlichen Linien behaupten kann. Weshalb nun Barcelona dringend an ihm interessiert ist.
Auf der erwähnten Pressekonferenz führte Lewandowski aus: «Eines ist klar: Bayern wird mich nicht davon abhalten, nur weil sie es können.» Was als Kampfansage an den FCB-Vorstands-Vorsitzenden Oliver Kahn zu verstehen ist, der noch vor kurzem tönte, dass er «Lewy», wie ihn alle Welt nennt, zwingen werde, seinen Vertrag, der bis 2023 läuft, zu erfüllen. «Basta.»
Allerdings hat ein «Basta», das von Oliver Kahn kommt, längst nicht das Gewicht, das es noch hatte, wenn es von Kahns Vorgängerlegende Uli Hoeness kam.
Kurz: Er und sein dilettierender Sportchef Hasan Salihamidžić haben es vergeigt, denn Letzterer hatte noch bis in die letzten Wochen hinein hinter Lewandowskis Rücken mit dem Dortmunder Wunderkind Erling Haaland für die Mittelstürmer-Position verhandelt – so was lässt ein zweifacher Weltfussballer des Jahres nicht mit sich machen.
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