Ob er auch über Wasser wandeln kann? Muss er es überhaupt?
Jedenfalls: Jesus Christus ist wieder da.
Zumindest könnte man das glauben, angesichts der frenetischen Huldigung Wolodymyr Selenskyjs auf der Frankfurter Buchmesse. Nachdem der ukrainische Präsident am Donnerstag seine Videoansprache – die wievielte überhaupt? – beendet hatte, hielt es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen.
Standing Ovations für Propaganda-Sprech.
Rund vier Minuten lang, von blauen Leucht-Flammen illuminiert, als handle es sich um eine Gala-Show, heizte der Mann im obligatorischen Khaki-Shirt den Anwesenden ein.
Zitat: «Statt Kultur zu importieren, importiert Russland den Tod.»
Nächstes Zitat: «Sind Sie gegen Explosionen versichert oder gegen tödliche Drohnen?»
Denn: Das sollte man, da «Russland keine Grenzen anerkenne». Also, Europa, sei nicht so naiv. Das sagte er zwar nicht so, doch das Angst-Szenario war schon geschürt.
Selenskyjs grosse Sorge: Es gäbe im Westen noch zu viele Menschen, die Russland verstehen wollten.
Schluss damit! Weitere Propaganda-Helfer müssen her!
Daher beschwor der grosse Manipulator die versammelten Leute aus der Buchbranche und dem Journalismus eindringlich, sie sollten weiterhin Bücher und Texte veröffentlichen über «diejenigen, die Europa schwächen». Man sei vereint «im Kampf für den Frieden».
Was soll einen mehr schockieren: dass hier jemand hemmungslos Propaganda machen darf oder dass er dafür begeistert beklatscht wird?
Wer sensibel ist für die dunklen Kapitel der Geschichte, den schaudert es. Doch nach kritischen Artikeln sucht man in den hiesigen Mainstream-Medien vergebens.
Im Austausch mit Journalisten ist zudem festzustellen: Die meisten bemerken die ukrainische Propaganda nicht einmal. Ihre Formel: Propaganda ist gleich Putin.
Gustave Le Bon veröffentlichte im Jahr 1895 sein bekanntes Werk «Psychologie der Massen», das seither zig Politiker für die Ausarbeitung ihrer Propaganda-Techniken nutzten.
An alle Ahnungslosen eine dringende Leseempfehlung.
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