Mario Gattiker war bei den Journalisten beliebt. Wer den Staatssekretär des Staatssekretariats für Migration (SEM) interviewte, wusste, dass der Spitzenbeamte eine gute Schlagzeile lieferte.
Der Leiter des Bundesamtes war offen und freundlich. Anders als andere hohe Funktionäre in der Verwaltung, die ständig Angst haben, irgendetwas zu sagen, was ihnen dann negativ ausgelegt werden könnte.
Jetzt geht der oberste Asyl-Chef in Pension.
Mit seiner jovialen Art wurde der ehemalige Mitarbeiter der Caritas zum Gesicht der öffentlichen Schweizer Flüchtlingspolitik. Cool reagierte der Jurist auf die ständigen Anwürfe von linker Seite, die das Flüchtlingssystem als angeblich unmenschlich und zu restriktiv taxieren.
Trotzdem muss man nach zehn Jahren von Gattiker in der Verantwortung konstatieren: Die grundsätzlichen Probleme der Schweizer Flüchtlingspolitik, seine offensichtlichen Fehlanreize, konnte der 65-Jährige nicht beseitigen.
In seiner zehnjährigen Amtszeit gewährte das SEM 114.000-mal Asyl oder eine vorläufige Aufnahme.
Das Asyl-Wesen ist längst zu einer tausendfach verwendeten Möglichkeit geworden, in die Schweiz einzuwandern, unabhängig davon, ob die Menschen in ihren Heimatländern tatsächlich an Leib und Leben verfolgt sind.
Diese Entwicklung konnte oder wollte Gattiker nicht ändern.
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