Das Gesundheitswesen stösst an seine Grenzen, Personal ist schwierig zu finden, viele kündigen – dieses Bild prägt die öffentliche Diskussion über die Lage von Spitälern und Pflege.
«Es fehlt an Personal», hört man immer, auch von Bundesrat Alain Berset in den Corona-Pressekonferenzen. Warum verlassen die Leute die Branche? So die bange Frage.
Die Frage ist nicht nur bang, sondern auch völlig fehl am Platz.
Aufmerksame Beobachter weisen auf die Zahlen hin, die das Bundesamt für Statistik zur Beschäftigungsentwicklung publiziert hat. Da steht: Das Personal strömte in Scharen ins Gesundheitswesen.
Demnach wurden während der Pandemie im Gesundheitssektor gut 25.000 neue Stellen geschaffen. Ein Plus von 6 Prozent in gut anderthalb Jahren. Auch sonst hat sich der Staat in dieser Zeit enorm verstärkt: Gut 50.000 neue Staatsstellen meldet die Statistik.
Und die Privatwirtschaft? Rechnet offenbar anders: nur 5000 neue Jobs. Also 10 zu 1 für den Staat. Die Schweiz verschiebt sich.
Auch langfristig: Vor zwanzig Jahren waren 25 Prozent der Beschäftigten beim Staat, heute 30 Prozent.
Und im Gesundheitswesen hat sich in dreissig Jahren der Personalbestand verdoppelt. Der gewaltige Schub kam nach 2002, dem Beginn der Personenfreizügigkeit: 80 Prozent Stellenzuwachs!
Was? Sind zugewanderte Ausländer wirklich massenhaft in die Gesundheitsberufe gegangen?
Nein, es läuft so: Die Ausländer kommen in die Schweiz und steigen in den Privatsektor ein. Die Schweizer gehen raus aus den privaten Stress-Jobs und wechseln in Staatsnähe. Ins Gesundheitswesen, in die Stubenwärme. Und da bleiben sie.
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