Seit über siebzig Jahren besitzt der Bund zwei Ölgemälde der Superklasse. Beide von Ferdinand Hodler und wahrscheinlich Fluchtgut von jüdischen Emigranten.
Fünf Jahre lang forschten Historiker nach den Ursprüngen dieser und anderer Gegenstände, wie sie beschafft wurden.
Der Bund präsentierte vor einigen Tagen seinen Bericht: Insgesamt flossen in die Provenienz-Forschung über drei Millionen Franken. Über vierzig Projekte wurden und werden unterstützt.
Das Resultat vorweg: Viel ist nicht rausgekommen.
«Bildnis einer Unbekannten», so heisst eines der Hodler-Werke, das sich heute im Kunstmuseum Luzern befindet. 1950 kaufte es der Bund ab. Von Julius Gugger, einem Kunsthändler aus Basel, nahe zur deutschen Grenze.
Gugger verriet nie, wem er seine Bilder abluchste. Man weiss heute nur, dass es ein deutscher Kunsthändler war. Gugger schrieb, dass er von dieser deutschen Quelle «noch einiges zu erhalten hoffe».
Weiter ist der Bund auch beim zweiten Hodler-Gemälde nicht gekommen. Das «Portrait de l’architecte Henri Juvet» gehörte einst Franz Zatzenstein-Matthiesen, einem jüdischen Galeristen, der 1933 über Zürich nach London emigrierte. Seine Berliner Galerie wurde 1939 liquidiert.
Nach zwei Zwischenhändlern gelangte das Gemälde an den Bund. Es befindet sich heute im Musée d’art et d’histoire Neuchâtel. Ein Experte sagt: «Bei diesem Porträt kann es sich nur um einen Entzug handeln.» Die Erben des geflüchteten Galeristen leben noch, und zwar in London.
Die Schweizer Forscher haben in den letzten fünf Jahren die Erben noch nicht angerufen.
Der Bund beruhigt aber: «Die Forschungen zu diesem Werk werden noch weiter Zeit in Anspruch nehmen.»
Will heissen: Der Bund steckt noch mehr Geld in die Forschung. «Dazu gehört auch die Kontaktaufnahme mit der Familie Zatzenstein», heisst es dazu.
Immerhin, hoffentlich dauert das nicht ebenfalls fünf Jahre.
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