Wie gross war das Schweizer Lamento vor Wochenfrist in Wengen. Nach der eigenwilligen Auslegung des Reglements durch die FIS, die dem späteren Sieger Vincent Kriechmayr die Hintertür zum Lauberhorn-Starthaus öffnete, sprach Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann von «einer der grössten Sauereien, die jemals im Skirennsport passiert sind».
Acht Tage später ist aus der Sauerei eine der grössten Sternstunden der helvetischen Skigeschichte geworden und der erste Schweizer Doppelsieg in der Hahnenkamm-Abfahrt seit 1992 – als Franz Heinzer und Daniel Mahrer das Double perfekt gemacht hatten.
2022 setzt zunächst Shootingstar Marco Odermatt mit der Startnummer 7 eine grandiose Fahrt in den Schnee. Er geht volles Risiko und rettet sich auf der Hausbergkante mirakulös durchs Tor. Mit der Nummer 9 folgt Beat Feuz – der Instinktskifahrer aus dem Emmental, der im Vorjahr die brutalste Abfahrt des Weltcups zweimal gewonnen hatte: Als er im Ziel abschwingt, ist er 0,21 Sekunden schneller als Odermatt – und spricht ins Mikrofon: «Das war eine solide Fahrt, aber ganz nach vorne wird es nicht reichen.»
Es war eine der grösseren Fehleinschätzungen des Winters. Die Fahrt von Feuz war nicht nur solide. Sie war an diesem Nachmittag das Mass aller Dinge. Das lässt auch die Kassen klingeln. Feuz kassiert 100.000 Euro Preisgeld, Odermatt 50.000 Euro.
Und so können sich Schweizer Skifans schon jetzt auf eine Nachtschicht am 6. Februar einrichten. Dann findet an den Olympischen Winterspielen in Peking die Abfahrt der Männer statt: um 4 Uhr morgens Schweizer Zeit. Aufstehen lohnt sich garantiert – dank Beat Feuz und Marco Odermatt.
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