In der Wochenzeitung nimmt der zurücktretende Zürcher Stadtrat Richard Wolff (Alternative Liste) den ganz grossen Knüppel aus dem Sack. Im Zusammenhang mit dem «Skandal» um die Sammlung Bührle im Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses spricht er von «Geschichtsblindheit». Wolff wörtlich: «Die Schweiz war kein sicherer Hafen.» Kann uns der Sohn von damals in der Schweiz aufgenommenen Eltern aus Deutschland vielleicht erklären, wo sonst es in Europa in jenen total aus den Fugen geratenen Zeiten des Zweiten Weltkriegs einen sichereren Hafen gab?
Weiter meint Richard Wolff: «Es ist eine Tatsache, dass sich grosse Teile des in Wirtschaft und Politik tonangebenden Bürgertums mit den Nazis arrangiert hatten und teilweise sogar mit einem Anschluss liebäugelten – nicht nur in Zürich.» Das Bürgertum bestand aus den Freisinnigen, den Katholisch-Konservativen, den Liberalen, den Demokraten und der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei. Wolff ist aufgefordert, einen Exponenten dieser bürgerlichen Parteien zu nennen, der mit dem «Anschluss» an Nazi-Deutschland liebäugelte.
Ein einziger Frontist mit Nazi-Gedankengut wurde 1935 in den Nationalrat gewählt, aber bereits 1939 wieder abgewählt. Hunderttausende von Wehrmännern verteidigten fast sechs Jahre lang unser Land gegen die einzig möglichen Angreifer, nämlich Nazi-Deutschland und das faschistische Italien. Sie haben ihre besten Lebensjahre für die Unabhängigkeit der Schweiz geopfert, während Richard Wolff keinen einzigen Tag Militärdienst geleistet hat. Unzählige Frauen, Kinder und ältere Menschen rackerten sich ab bis zur Erschöpfung, bei vielen waren Essen und Kleider Mangelware. Schweizer Piloten schossen in Luftkämpfen elf deutsche Flugzeuge ab. Siebzehn Todesurteile wurden an Landesverrätern vollstreckt, sogar an einem Major, zwei weiteren Offizieren und drei höheren Unteroffizieren – sämtliche Erschossenen hatten für die Nazis spioniert.
Die «Anschluss»-Fantasien des Richard Wolff sind nichts als die Verleumdung des politischen Gegners durch einen Linksextremisten. Sein Credo lautet: Das bürgerliche Gedankengut ist im Grunde eine Vorstufe, jedenfalls nahe am Nationalsozialismus. Das Bürgertum sollte sich den nationalen Sozialismus zuletzt von einem marxistischen Sozialisten anschmieren lassen. Zumal Richard Wolff dank dem Steuersubstrat dieses Bürgertums lebenslang eine stattliche Staatspension (versicherter Lohn: CHF 244’759.–) verzehren darf und sich kürzlich eine fast zweieinhalb Millionen Franken teure Wohnung am feinen Stadtrand geleistet hat.
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