Um 13 Uhr sprach der Monarch zum Volk. Dann sitzen die Franzosen am Mittagstisch. Urbi et orbi erklärte Emmanuel Macron die Notwendigkeit der Rentenreform.
Seit zwei Monaten hatte der Präsident weitgehend geschwiegen. Ohne Abstimmung im Parlament setzte er seine Reform durch.
Streiks und Demonstrationen waren die Antwort.
Nur neun Stimmen fehlten am Montag beim Misstrauensantrag gegen die Regierung. Neue Streiks und Demonstrationen waren die Folge.
Staatsmännisch gab sich Macron am Mittwochmittag im Fernsehen: Es gehe nicht anders. Er habe nur seine republikanische Pflicht getan. Und sei bereit, die Unbeliebtheit auf sich zu nehmen.
Die Regierung bleibt – und hat den Auftrag, im Parlament eine neue Mehrheit zu bilden. Die einzige Möglichkeit: ein Koalitionsvertrag mit den zersplitterten Republikanern oder Teilen der links-grünen Koalition Nupes.
Eine Volksabstimmung über die Reform gibt es nicht. Es geht nicht mehr um die Renten, sondern um den Präsidenten.
Macrons engste Umgebung freute sich: Als «pädagogisch» wurde sein Diskurs gelobt.
Es ist genau die Methode, die von den Franzosen nicht mehr geschluckt wird.
Am Tag danach gingen mehr als eine Million Franzosen auf die Strasse. Bei den Streiks und Demos kam es zu wüsten Ausschreitungen – auf beiden Seiten. Reporter ohne Grenzen verurteilte die Polizeigewalt gegen Journalisten.
Am Freitag wurde der Besuch von König Charles III. abgesagt. Es sollte seine erste Auslandsreise werden. Am Sonntag sollte sie beginnen. In Bordeaux brannte das Rathaus.
Die französische Polizei kann den englischen König nicht schützen. Sie muss den Aufstand des Volks niederschlagen. Die Demonstranten verbuchen die Absage als Hauptprobe.
Auf Mauern hatten sie ihre Begrüssungs-Parolen gesprayt: «Charles, do you know the Guillotine?»
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