Brüssel zittert – mit Recht. Ein Sieg von Marine Le Pen hätte für Europa gravierende Folgen.
Vor fünf Jahren hatte sie sich mit dem Euro und dem «Frexit» verhaspelt. Von beidem ist längst nicht mehr die Rede.
In den Programmen der linken und der rechten «Populisten» wurde er vom Nato-Austritt abgelöst.
Der linksradikale Jean-Luc Mélenchon propagiert ihn: aus Antikapitalismus und Antiamerikanismus. Eric Zemmour beruft sich auf Charles de Gaulle, der den Austritt vollzogen hatte. Nicolas Sarkozy führte Frankreich in die Nato zurück.
Die Souveränisten Nicolas Dupont-Aignan und Jean Lassalle sind für den Austritt. Genauso der Kommunist Fabien Roussel und die beiden Trotzkisten. Und der Grüne Yannick Jadot widersetzt sich einem kurzfristigen Austritt.
Für den Verbleib haben sich Anne Hidalgo, Valérie Pécresse und Emmanuel Macron ausgesprochen. Die Summe ihrer Anteile an den Wählerstimmen beläuft sich aber auf bloss 34,1 Prozent. Weit über 50 Prozent befürworten demnach Kandidaten, die dem Bündnis negativ gegenüberstehen.
Auch den Franzosen ist die Kaufkraft wichtiger als die Nato. An der Mitgliedschaft wird sich die Stichwahl nicht entscheiden. Aber man muss sich mal ausdenken, was das Resultat in Litauen, Rumänien oder eben auch Brüssel – dem Hauptquartier der Nato – auslösen kann.
Putin darf sich freuen: Vor fünf Jahren unterstützten RT France und Sputnik Marine Le Pen. Sie katapultierten die Gerüchte, Macron sei schwul, in die traditionellen Medien.
Putins Posaunen in Paris sind verstummt. Bislang scheint der Wahlkampf aus dem Ausland kaum gestört worden zu sein. Keiner der Anti-Nato-Kandidaten hat sein Programm unter dem Einfluss der russischen Propagandasender geschrieben.
Für Putin wäre ein Sieg Le Pens wertvoller denn je. Schon 2017 hatte er sie wie eine Staatschefin im Kreml empfangen. Das Rückspiel gegen Macron findet auf einem Nebenschauplatz des Kriegs in der Ukraine statt.
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