Die Wahl des Bundespräsidenten steht an, und Deutschland debattiert – nicht über die Visionen der Anwärter, was wünschenswert wäre. Sondern über das Geschlecht.
Kein Scherz.
Nach sechzehn Jahren Angela Merkel muss jetzt das Bundespräsidentenamt weiblich werden. Logisch, was wären wir sonst auch für ein sexistisches Land? Es kann ja nicht sein, dass zwei Männer die höchsten Ämter bekleiden.
Allein die Diskussion ist Nonsens: Ich will als Bundespräsidenten keine Frau, keinen Mann, sondern einen aussergewöhnlichen Menschen, der Besonderes geleistet hat und ebenso Herausragendes für unsere Nation leisten wird. Das Geschlecht ist nicht nur zweitrangig, sondern komplett irrelevant.
Joachim Gauck war so ein Präsident: Wäre er ein besseres Vorbild gewesen, wäre er weiblich gewesen? Mitnichten.
Und hätte es in den sechzehn Jahren Angela Merkel nicht Männerrechts-Aktivisten geben müssen? Schliesslich kann es doch nicht sein, dass Jungs fast zwei Jahrzehnte lang glaubten, dass das Bundeskanzleramt ausschliesslich weiblich wäre.
Klingt witzig, ist aber Ernst. Schliesslich gab es auch in meinem Umfeld nicht nur ein kleines Mädchen, das fragte: «Kann auch ein Mann Kanzler werden?»
Ich wünsche mir für Deutschland, dass wir weniger über Geschlechter und mehr über Inhalte, über politische Visionen reden.
Mein Vorbild im Berufsleben ist übrigens ein Mann: mein Vater. Er liess mich von klein auf daran glauben, dass ich beruflich alles werden und sein kann, was ich will. Obwohl ich weiblich bin.
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