Tessa Ganserer (geb. Markus Ganserer) ist eine transidente Frau. «Transident» beschreibt transsexuelle Menschen, die noch keine chirurgische Geschlechtsangleichung vollzogen haben.
Genau deswegen regt sich in Teilen der deutschen feministischen Szene Widerstand. Ganserer gelte aus feministischer Sicht als physischer und juristischer Mann, der für die Grünen auf einem Frauenquotenplatz im Bundestag sitze. Laut der Initiative «Geschlecht zählt» hätten die Grünen die Selbstdefinition des Geschlechts faktisch eingeführt, obwohl die Gesetzesgrundlage dafür fehle. Die Initiantinnen haben im November 2021 beim Wahlprüfungsausschuss des Bundestages Widerspruch gegen Ganserers Mandat eingelegt.
«Ein Penis ist nicht per se ein männliches Geschlechtsorgan», stellte Ganserer, die mit einer Frau zusammenlebt, in der Taz fest.
Als ich das las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Spätestens jetzt ist mir klar geworden, wie dankbar ich für jeden Penis bin, der männlich ist.
Das kommt jetzt plump daher und kann auch furchtbar falsch verstanden werden. Doch kann ich das ganz einfach erklären:
Aus Sicht einer Frau, die sich mit den biologischen Begebenheiten abgefunden hat und das Frausein feiert, bedeutet jeder «männliche Penis» eine Chance auf Fortpflanzung, Liebesglück und Daseinsberechtigung.
Jeder männlich eingesetzte Penis ist eine Art Artenschutz für Frauen wie mich. Ich bekomme gerne Blumen geschenkt und Türen geöffnet. Ich lasse mir den Mantel gern aufhängen und Möbel montieren. Ich liebe die Anerkennung meiner Arbeitskollegen und Vorgesetzten sowie die Erinnerung an meine Jugendlieben und würde die Höhen und Tiefen nicht missen wollen, die eine Ehe mit sich bringt. Ohne einen Vater hätte weder ich noch sonst jemand die Welt erblickt.
Mir bleibt deshalb nichts anderes übrig, als Danke an alle «männlichen Penisse» zu sagen. Danke, liebe Männer, dass es euch gibt!
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