Ein derart dreistes Manöver hatte der Bundesrat noch nicht erlebt: Am letzten Freitag stand in Unterlagen zur Länderkammer-Sitzung, der Genesenen-Status werde in Deutschland nur minimal verkürzt.
Es ging um die 180-Tage-Frist, in der Corona-Infizierte nach durchgestandener Quarantäne als so gut immunisiert gelten wie Geimpfte.
Gesundheits-Minister Karl Lauterbach (SPD) bat den Bundesrat gleichzeitig um Zustimmung, dem Robert-Koch-Institut (RKI) mehr Entscheidungsfreiheit bei Corona-Regularien einzuräumen. Natürlich werde es dabei keine politische Willkür geben, beteuerte der Minister.
Kaum hatte ihm die Länder-Kammer den Wunsch erfüllt, verkürzte das RKI den Genesenen-Status auf drei Monate. Also 90 Tage. Ohne Vorankündigung.
Zehntausende nichtgeimpfte Genesene, die bisher noch mit Tests Restaurants besuchen und Bahn fahren durften, sahen sich über Nacht aus dem gesellschaftlichen Leben gedrängt.
Aber es geht um mehr als nur den Status: Künftig soll eine Lauterbach nachgeordnete Behörde diskussionslos darüber entscheiden, wem welche Rechte zustehen und wem nicht.
Für Lauterbachs Volte gib es keinen wissenschaftlichen Grund, sondern einen politischen: Offenbar will er ungeimpfte Genesene zur Impfung zwingen.
Mit seiner Brechstangen-Methode ruiniert er allerdings, was er am nötigsten brauchte: das Vertrauen der Öffentlichkeit.
Jens Spahn, Lauterbachs Vorgänger als Gesundheitsminister, hatte sein Glaubwürdigkeitskapital zum Ende seiner Amtszeit völlig verbrannt.
Lauterbach scheint dies schon nach wenigen Monaten geschafft zu haben.
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