Als Multimedia-Produzentin betreibe ich ein Printmagazin, das monatlich erscheint: The Voice of Jars.
Das Magazin, das unbeachtete Themen aufgreift, lässt sich über meine Website bestellen. Im selben Onlineshop vertreibe ich seit dem 15. August 2022 auch T-Shirts, die auf die Meinungsverengung aufmerksam machen sollen.
Als unlängst Reggae-Musiker im Namen der kulturellen Aneignung gecancelt wurden, entschloss ich mich, ein T-Shirt mit der Aufschrift «Nigros» statt «Migros» zu produzieren.
Als die Migros vor rund zwei Jahren nämlich den Mohrenkopf cancelte, war ich aufgebracht, dass der orange Riese sich der Thematik des Mohrs verschliesst.
Ohne mit den Wimpern zu zucken, entschied das Management, sich vom Mohren zu trennen. Wer die Geschichte besser kennt, kann darüber nur den Kopf schütteln.
Es gibt zahlreiche historische Belege dafür, dass Mohr im 16. Jahrhundert ein Sammelbegriff für alle Afrikaner oder Menschen aus dem osmanischen Reich war.
Ein Mohr konnte auch einen helleren Teint haben.
Wer aus dem globalen Süden kam, war ein Mohr. Punkt.
Völlig egal, welchen sozialen Status er hatte; es gab adlige oder auch frei lebende Mohren. Oder schwarze Franziskaner – wie St. Benedikt der Mohr (1526–1589), der im Jahr 1807 heiliggesprochen wurde.
Die Sklaverei war damals ein üblicher Wirtschaftszweig, die meisten Sklaven waren Slawen, also weiss.
Schwarze Sklaven waren in der Minderheit. Geopolitische Interessen erzeugten den transatlantischen schwarzafrikanischen Sklavenhandel, während das Wort Mohr bereits Usus war und nichts direkt damit zu tun hatte.
Nun aber hat mich die Rechtsabteilung der Migros abgemahnt: Ich müsse den Verkauf des T-Shirts einstellen und bis zum 2. September bestätigen, dass ich das Angebot lösche.
Die Vorwürfe: Es gleiche zu sehr ihrem Logo, sei rufschädigend und verletze das Markenrecht.
Kein Gesprächsangebot, kein Name, nichts.
Deswegen wandte ich mich mit einem öffentlichen Angebot an die Migros: Ich schlug vor, über das Wort Mohr aufzuklären, um den Geschichtsschwund einer Minderheit nicht weiter voranzutreiben.
Eine Antwort erhielt ich bis heute nicht.
Für die Sichtbarkeit meiner Ethnie bin ich bereit, einige Meilen zu gehen.
Bleibt nur zu hoffen, dass einer schwarzen Frau die freie Meinungsäusserung gewährt bleibt.
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