Es sind bohrende Fragen, die auf keine oder nichtssagende Antworten stossen: Internationale börsennotierte Konzerne haben den Bau der beiden Nord-Stream-Pipelines finanziert.
Dazu gehören klingende Namen wie die BASF-Tochter Wintershall Dea, der deutsche Energiekonzern Eon, der krachend in die Insolvenz und staatlich aufgefangene deutsche Versorger Uniper, der grösste österreichische Energiekonzern OMV, die Nederlandse Gasunie und die französische Engie.
Sie alle haben geschätzt jeweils etwa eine Milliarde Euro investiert – Geld, das ihnen die Aktionäre zur Verfügung gestellt haben. Die Investition ist ihnen spätestens mit der Explosion der Pipelines um die Ohren geflogen.
Bei Eon beispielsweise hat das eine Abschreibung ausgelöst. Schrittweise verringerte der Konzern den Posten in seinen Büchern, hinter dem sich die Nord-Stream-Beteiligung verbirgt. Von 1,2 Milliarden Euro sind nur noch 100 Millionen übrig, der Rest ist bereits abgeschrieben.
Beim inzwischen staatlichen Konzern Uniper versucht man gerichtlich gegen den ehemaligen russischen Nord-Stream-Partner Gazprom vorzugehen, weil der schliesslich schon vor der Explosion gegen alle Abmachungen seine Lieferungen gedrosselt hatte.
Bei all diesen Konzernen müsste höchstes Interesse daran bestehen, herauszufinden, wer die Milliarden-Investition so mutwillig zerstört hat. Es geht um Versicherungsfragen, Schadensersatz und auch die Rechenschaftspflicht gegenüber den Aktionären.
Wer die Konzerne allerdings angesichts des Berichts von Starreporter und Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh jetzt fragt, ob die Möglichkeit einer US-Beteiligung an der Zerstörung für sie etwas ändert, erhält beispielsweise von Eon den lapidaren Satz: «Für Ihr Verständnis, dass wir uns an Spekulationen und Gerüchten ganz grundsätzlich nicht beteiligen, bedanke ich mich bereits im Voraus ganz herzlich.»
Von Uniper kommt die Antwort mit Blick auf das Gerichtsverfahren gegen Gazprom, dass man sich melden werde, wenn es etwas zu berichten gebe.
An dieser Aussage sind Zweifel erlaubt. Denn das Schweigen der Konzerne ist inzwischen ohrenbetäubend.
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