Es ist kahl hier in der Industriestrasse in Zug, ein Bürokomplex schmiegt sich an den anderen. Vor einem leicht gewölbten Gebäude mit grosser Glasfront hängt blau auf weissem Grund ein Firmenname, den derzeit jeder in Europa und viele in Russland und den USA täglich in den Mund nehmen: Nord Stream – nicht zu verwechseln mit Nord Stream 2.
Letzteres Unternehmen ist insolvent, seit klar ist, dass die zweite Pipeline nicht in Betrieb gehen würde. Nummer eins allerdings gibt es noch, und es steht auch auf keiner Sanktionsliste, sondern einfach so herum in Zug.
Es ist Bauherr und Betreiber jener Pipeline, die in der vergangenen Woche in die Luft geflogen ist. Wer in den Büros anruft, landet beim Anrufbeantworter. Keiner will sagen, wie es weitergehen könnte, was auch für die fünf Unternehmen gilt, die als Investoren hinter Nord Stream stehen: Gazprom, Wintershall Dea, Eon über seine Tochterfirma PEG, NV Nederlandse Gasunie und der französischen Engie.
Wer versucht darüber mit den Teilhabern zu sprechen, erhält schmallippige Antworten. Dass man bei Nord Stream in Zug mit dem geächteten russischen Konzern Gaszprom an einem Tisch sitzt, hatte Wintershall und die anderen Investoren sowieso schon nicht begeistert.
Viel sei in den vergangenen Monaten im «Umlaufverfahren» erledigt worden, heisst es. Persönliche Begegnungen am Konferenztisch haben die Beteiligten offenbar vermieden.
Ist die Pipeline versichert? Wie geht es weiter?
Will die geborstene Pipeline noch einer haben?
Auf Fragen dieser Art kommen keine Antworten.
Von Eon gibt es ein schriftliches Statement, das an Belanglosigkeit kaum zu übertreffen ist: «Für den Betrieb der Nord Stream 1 ist die Betreibergesellschaft Nord Stream AG zuständig. Die möglichen Gründe für den Druckabfall bei Nord Stream 1 werden derzeit von der Betreibergesellschaft untersucht. Spekulationen zu möglichen Ursachen können wir nicht kommentieren.»
Noch im vergangenen Monat herrschte im Hauptquartier Betrieb, wenn auch mit Einschränkungen: Den Angestellten war empfohlen worden, das Gebäude vorsichtshalber durch den Hintereingang zu betreten. Inzwischen ist auch das vorbei. Da, wo einst die Fahnen der Betreiberländer hingen, stehen nackte Masten.
Es könnte sein, dass in Zug bald eine weitere Büroimmobilie auf den Markt kommt. Eine mit Historie.
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