Ein Gericht in Neapel, der Stadt der Wunder und der Camorra, hat die Online-Wahl des früheren Ministerpräsidenten Giuseppe Conte zum Vorsitzenden der einst vielbewunderten basisdemokratischen Protestbewegung Cinque Stelle für ungültig erklärt. Denn am Plebiszit im Internet hatten auch Leute teilgenommen, die noch keine sechs Monate Mitglied waren, wie es die Statuten vorschreiben.
Also trat der eigentliche Chef und Gründer, der Volkskomiker Beppe Grillo, 73, wieder auf die Bühne. Als garante (Aufseher), der das Wahlverfahren auf seinen eigenen Blog verlegen will, wie zu den Blütezeiten, als seine Plattform zu den zehn meistgelesenen der Welt gehörte und das Time-Magazin ihn zum «europäischen Helden» kürte.
Grillo war von der RAI, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Italiens, mit Aufführungsverbot belegt und strahlte sein aufklärerisches Gift, seine witzigen Brandreden gegen die verdorbene Politikerkaste aus dem Stand, über das Tessiner Fernsehen nach Italien.
Ihn empörte, dass 24 letztinstanzlich verurteilte Kriminelle im Parlament sassen. Ihm selber blieb die Laufbahn als Volksvertreter wegen einer Gefängnisvorstrafe korrekterweise verbaut. Er hatte einen Leichtsinn-Autounfall auf einer verbotenen, vereisten Strasse des Militärs verursacht, bei dem drei von vier Mitfahrern starben; er selber rettete sich in letzter Sekunde mit einem Sprung vor dem Absturz in eine Schlucht.
Mittlerweile sind die Cinque Stelle von 32 Prozent Wähleranteil auf 15 Prozent in den letzten Umfragen abgestürzt, und Grillo ist noch unbeliebter als sein früherer Todfeind Silvio Berlusconi.
Und die Justiz plagt ihn erneut. Sein Sohn steht in Mailand wegen einer Gruppenvergewaltigung vor Gericht. Gegen den silbergelockten Volkstribun selbst, gelernter Buchhalter mit einem Einkommen von über 40 Millionen Euro aufs Jahr 2021 gerechnet und damit der zweitbestverdienende Politiker Italiens nach Berlusconi, wird wegen Korruptionsverdacht ermittelt.
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